· 

Berlin-Marathon: Krämpfe, Premieren und Bestzeiten

Aus Berlin berichtet Falk Heidel

 

Der Berlin-Marathon - eine gigantische Sightseeing-Tor in Laufschuhen über 42 Kilometer durch die Bundeshauptstadt mit 45.000 Sportlern aus 157 Nationen. Mittendrin dutzende Läufer aus unserer Region. 

 

 

Mit Weltrekord (2:01:39h) läuft Eliud Kipchoge aus Kenia durchs Ziel kurz hinter dem Brandenburger Tor. Fast auf die Sekunde genau überquert Peter Rohde aus Burg die Halbmarathon-Marke. Er hatte sich morgens mit seinem Wunsch-Team per Bahn auf den Weg nach Berlin gemacht, auf der Wiese vor dem Reichstag umgezogen und ist dann mit seinen Lauffreunden Conrad Dietrich und Maik Barthel ins Laufsport-Abenteuer gestartet, unterstützt von einem kleinen Wunschteam-Fanclub. 

Maik Barthel, Conrad Dietrich und Peter Rohde vom Wunsch-Team aus Burg.
Maik Barthel, Conrad Dietrich und Peter Rohde vom Wunsch-Team aus Burg.

Gemeinsam gestartet, gemeinsam ins Ziel gekommen: Rohde, Barthel und Dietrich haben nach 4:11:38 Stunden ihre Finisher-Medaillen bekommen. „Für uns geht es nicht um Weltrekorde, sondern darum, gesund mit einem Lächeln ins Ziel zu kommen“, erzählt Peter Rohde, der am Tag danach noch ein wenig mit den „Nachwehen“ zu kämpfen hatte. Für Conrad Dietrich war es die Marathon-Premiere. Die drei Burger haben sich über die Anfeuerungen ihrer Begleiter an verschiedenen Punkten die entscheidende Motivation geholt. Steven Rohde hat Carolin Dietrich, Annika Walstab, Kerstin Rohde und Elke Reich per U-Bahn zu den verschiedenen Kilometer-Punkten gelotst. Peter Rohde: „Unsere Mädels an der Strecke waren meine persönlichen Highlights.“

Elke Reich interessierte sich aber vor allem für den Lauf ihrer Tochter Nadin, die als eine von vier Parchener Laufsocken auf der Straße des 17. Juni gestartet war. Sie hatte sich in den vergangenen Monaten intensiv auf ihren ersten Marathon vorbereitet. Mit Erfolg: „Ich wollte unter vier Stunden bleiben.“ Hat geklappt: Begleitet von Tobias Heidel (er lief seinen vierten Marathon) kam sie nach 3:51:42 Stunden ins Ziel. Kurz darauf hatte auch Karsten Sommer seine Marathon-Premiere gemeistert: 3:55:21h. Auch sein Ziel war es, die Vier-Stunden-Marke zu knacken. Vierter Laufsocken-Starter war Falk Heidel, der mit sehr wenigen Trainingskilometern einfach locker durchlaufen wollte. Ach das hat in 4.54:32h funktioniert, wobei die Lockerheit auf den letzten 15 Kilometern verloren gegangen ist. 

Marion Wagner und Diana Schönfeld. Foto: Falk Heidel/Alpha-Report
Marion Wagner und Diana Schönfeld. Foto: Falk Heidel/Alpha-Report

Ähnlich erging es Diana Schönfeld (4:10:43h) vom LTV Genthin bei ihrem dritten Marathon: „Ich wollte eigentlich unter vier Stunden bleiben, hatte aber auf den letzten Kilometern mit Krämpfen zu kämpfen.“ Zweite LTV-Läuferin war Marion Wagner, die nach 4:24:19h im Ziel war. Für sie war Berlin die Generalprobe für den New-York-Marathon am 3. November. Den wird sie zusammen mit Angela Seipelt vom Triathlon-Team Ferchland  laufen: „Da haben wir uns zeitlich keine Ziele gesetzt - wir wollen dort Spaß haben und vor allem ins Ziel kommen.“

Torsten Beuer aus Genthin erlebte ein Revival in Berlin: „25 Jahre ist es her, dass ich in Berlin und Hamburg zuletzt jeweils einen Marathon gelaufen bin. Damals zur Vorbereitung auf den Ironman Europe in Roth.“ 

Dieses Jahr wollte Beuer eigentlich nur im April in Hamburg (3:59:12) starten, „aber dann habe ich kurzfristig noch einen Freistart in Berlin gewonnen“. Sein Fazit: „In Berlin bin ich die erste Hälfte etwas zu schnell gelaufen. Wäre gerne wieder unter 4 Stunden geblieben, was leider mit 4:11:39h nicht klappte. Trotzdem bin ich zufrieden, es wieder mal geschafft zu haben. Für nächstes Jahr steht der Frankfurt-Marathon auf meinem Plan.“

Zur Faszination Berlin-Marathon gehören auch eine Million Menschen an der Strecke aus aller Herren Länder, die die Läufer mit ihren Anfeuerungen, mit einer fantastischen Stimmung, über die Straßen ins Ziel tragen. Dazu zählen über 50 Kapellen vom traditionellen Blasmusik-Orchester an der Reinhardt-Straße kurz vor dem Friedrichstadt-Palast bis hin zu den legendären Brücken-Trommlern am Insbrucker-Platz bei Kilometer 24.

Dirk Gutsche, Frauke Neumann und Thorsten Jockisch mit Medaillen vor dem Brandenburger Tor.
Dirk Gutsche, Frauke Neumann und Thorsten Jockisch mit Medaillen vor dem Brandenburger Tor.

Augenscheinlich hat die Musik auch drei Magdeburger Starter angetrieben. Frauke Neumann hatte sich 3:15h vorgenommen und am Ende eine neue Bestleistung eingetütet: 3:08:39 Stunden. Sie sagte im Ziel: „Ich bin total happy, sehr stolz und habe dieses fantastische Event in vollsten Zügen genossen.“ Übrigens war ihr Vater der größte Fan an der Strecke. Thorsten Jockisch hat die Drei-Stunden-Schallmauer deutlich durchbrochen und mit 2:52:28 seine Bestzeit nur um 30 Sekunden verpasst. Das lag wohl an den leichten Krämpfen ab Kilometer 35: „Ich konnte trotzdem weiter laufen, wenn auch etwas langsamer.“ Dirk Gutsche ist mit seiner Zeit von 3:45:36h locker unter der Vier-Stunden-Marke geblieben. 

Zum Berlin-Marathon gehören auch die Jubilee-Starter. Zu diesem Club zählen Sportler, die den Marathon mindestens zehnmal absolviert haben. So wie Dirk Mewes, ein Düsseldorfer, den es der Liebe wegen nach Berlin verschlagen hat. Er hat in seiner Läufer-Karriere die großen Rennen unseres Landes auf Top-Niveau absolviert. Jetzt, mit 54 Jahren, geht es ihm nicht mehr um Bestzeiten, sondern darum „einfach in fünf Stunden durchzulaufen.“ Zum 38. Mal stand Bertold Rämsch an der Startlinie. Er gehörte einst zu den besten Langstrecken-Läufern der DDR, obwohl er nie einem Club angehörte. Mittlerweile sieht er den Sport sehr viel gelassener. Seine Antwort auf die Frage, was in dem Beutel an seinem Handgelenk ist: „Mein Telefon und meine Wohnungsschlüssel. Meine Wohnung liegt bei Kilometer zwölf. Dort werde ich aussteigen, mich umziehen und dann zu Kilometer 41 fahren, um den Läufern kurz vor dem Ziel zu applaudieren.“

 

 

Torsten Beuer
Torsten Beuer
Magdeburger Laufteam vor dem Reichstag
Magdeburger Laufteam vor dem Reichstag
Der Alpha-Reporter (links) mit den Jubilee-Läufern Bertold und Dirk
Der Alpha-Reporter (links) mit den Jubilee-Läufern Bertold und Dirk
Elke & Nadin Reich
Elke & Nadin Reich

Unser Film vom Berlin-Marathon

Anzeige

Kommentar schreiben

Kommentare: 0