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Reitverein mit Tradition und drei Richtertürmen

Aus Hohenseeden berichtet Falk Heidel

 

Hohenseeden - der Ort an der Bundesstraße 1 zwischen Burg und Genthin gilt als Pferdedorf. Bis vor einigen Jahren hatte jeder dritte Haushalt mindestens ein Pferd im Stall. Die Tradition des Reitvereins geht auf den Mai 1960 zurück. An der Bundesstraße 1 liegt auch der große Reitplatz, dessen Geschichte ebenfalls gut 60 Jahre alt ist. Mit einer 50.000 Euro-Investition haben die 40 Mitglieder um Vorsitzende Dorthe Holzschuh ein neues Kapitel aufgeschlagen. Entstanden ist unter anderem ein komplett erneuertes Barrieresystem aus Metall: „Es umrandet den Reitplatz auf 370 Metern“, erklärt Holzschuh. Neu gedeckt sind das alte Asbest-Dach der Lagerhalle am Reitplatz sowie die Tribünenüberdachung. Zudem bekam der Richterturm die längst überfälligen neuen Fenster. Die ersten Ansätze zur Sanierung stammen aus dem Jahr 2010. Holzschuh: „Es gab mehrere Anläufe bis zur Bewilligung eines entsprechenden Förderpakets.“ Umsetzen konnten die Vereinsmitglieder ihr Projekt schließlich über ein Leader-Programm. Der Begriff Leader steht für "Liaisons Entre les Actions de Developpement de l' Economie Rurale" und ist eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Kommission zur Entwicklung ländlicher Regionen. Bekommen haben die Reitsportler gut 43.000 Euro Fördergeld, also knapp 90 Prozent der Investitionssumme. Der Rest sind Eigenmittel des Vereins.

Vereinsvorsitzende Dorthe Holzschuh und Igor Yakusha vom RV Hohenseeden bei der Fohlenschau 2020. Foto: Alpha-Report
Vereinsvorsitzende Dorthe Holzschuh und Igor Yakusha vom RV Hohenseeden bei der Fohlenschau 2020. Foto: Alpha-Report

Vor allem der Richterturm mit dem Vereinsnamen als große Aufschrift ist für kommende Turniere fit gemacht. Immerhin ist es bereits der dritte Turm in der Hohenseedener Reitsport-Geschichte. Sein Vorgänger aus Holz stand am Wall zwischen Turnier- und Abreiteplatz, errichtet Anfang der 70er Jahre. Dieser wiederum löste eine provisorischen Konstellation ab. Baujahr des jetzt sanierten Turms ist 1984. Hier hat sich Ex-Bürgermeister Günther Fricke als Turniersprecher einen Legenden-Status erworben.

In den 50er Jahren gab es bereits einen Platz mit zwei Natursprüngen (Billard und Pulvermann’s Grab) auf der anderen Seite der Bundesstraße. Seinerzeit wurden Reitsportturniere noch von einer Blaskapelle mit Livemusik begleitet. Nach jeder fehlerfreien Runde spielte das Orchester auf. 1960 musste der alte Fußballplatz einer Reitsportanlage weichen. Damit waren die sportlichen Prioritäten im Dorf gesetzt. In den Jahren darauf schlossen sich die Hohenseedener Fußballer den Nachbarvereinen an - beispielsweise der TSG Parchen oder Eintracht Gladau. Unterdessen entwickelte sich der Hohenseedener Reitsport zu den führenden Vereinen im Landkreis. Zu den ersten Mitgliedern gehörten Eckhard und Berthold Braune, Erwin Bennecke, Edwin Lehnecke, Helmut Plettenberg, Helmut Abram, Dieter Wustrau, Bärbel Fritze, Christiane Kaufmann, Erika Wenslau, Wolfgang Heiland, Friedhelm Ebert, Otto und Joachim Drewes, Günter Fricke, Walter Lücke, Joachim Gernegroß, Rolf Metscher sowie Horst und Hans-Jürgen Bamberger. 1963 veranstaltete der junge Verein sein erstes offizielles Reit- und Fahrsportturnier.

Gerhard Meyer (vorn) war mehr als 40 Jahre lang Vereinsvorsitzender.
Gerhard Meyer (vorn) war mehr als 40 Jahre lang Vereinsvorsitzender.

Zu den prägenden Gesichtern der Vereinsgeschichte gehört Gerhard Meyer. Er war seit der Gründung mehr als 40 Jahre lang Vereinsvorsitzender. Er stand auch an der Spitze der Vereinsneugründung nach der Wende 1992. Seine ersten Erfahrungen sammelte der junge Gerhard Meyer einst im Parchener Reitsportverein. Reitunterricht gab Meyer den jungen Vereinsmitgliedern in Hohenseeden mit Sätteln und Trensen aus Kriegszeiten. Seinerzeit war die LPG (heute Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen) die größte Förderin des Vereins. 2001 folgte Horst Bamberger an der Vereinsspitze. Die heutige Vorsitzende war damals Schriftführerin. Dorthe Holzschuh war gerade 26 Jahre alt, als sie 2008 den Vorsitz übernahm. Eine junge Frau als Vereinschefin war seinerzeit alles andere als selbstverständlich: „Ich habe das an einigen Beispielen auch zu spüren bekommen“, erzählt sie. Mit ihr an der Spitze wächst der Verein wieder auf 40 Mitglieder an. Das nächste Turnier soll nach der Coronapause wieder wie gewohnt im Mai stattfinden.

Jahrelang fanden die Kreismeisterschaften regelmäßig auf dem Platz an der Bundesstraße statt. Mittlerweile wechselt die Gastgeberschaft der Meisterschaften. Zuletzt war Hohenseeden 2016 an der Reihe. Aktuell veranstaltet der Kreisverband Fohlenschau und Stutbucheintragung jedes Jahr in Hohenseeden. „Wir haben hier perfekte Bedingungen bei rührigen Gastgebern an der Bundesstraße 1“, sagt Kreisverbands-Zuchtwart Hartmut Petschmann.

 

 

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