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Pferdesport in der Krise: Alpha-Interview mit Roy Bartels vom Landesverband

Ein Virus macht die Menschen krank und legt unsere Wirtschaft lahm. Davon betroffen sind auch die Unternehmer und Betriebe rund um den Pferdesport. Über die prekäre Situation in dieser Branche sprach Falk Heidel mit Roy Bartels. Der Geschäftsführer des Landesverbandes für Reit- und Fahrvereine sagt: „Für die meisten Betriebe fallen die Einnahmen weg - im Gegensatz zu den Kosten für die Versorgung der Tiere.“

 

Alpha-Report: Herr Bartels, sämtliche Turniere bis Anfang Mai sind abgesagt. Vermutlich werden es noch mehr. Stehen wir im Herbst vor einer Turnier-Flut?

Roy Bartels: Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Einige Veranstalter konzentrieren ihre Bemühungen auf 2021, andere werden noch dieses Jahr einen neuen Termin suchen und finden. Sicher lässt der Terminplan die eine oder andere Veranstaltung an einem späteren Zeitpunkt zu. Allerdings muss man auch wissen, mit welch enormen Aufwand ein Turnier organisiert wird. Nicht ganz unwichtig ist auch die Frage, ob die Sponsoren dann im vollen Umfang im Boot sind. Dies können die Vereine nur individuell beantworten - wir als Landesverband versuchen bestmöglich zu beraten und flexibel auf die jeweilige Situation einzugehen.

 

Alpha-Report: Momentan werden Sie von ganz anderen Sorgen geplagt.

Roy Bartels: Das stimmt. Aktuell steht das Wohl unserer Pferde im Vordergrund. Immerhin handelt es sich um ein Lebewesen, das sich nicht um sich selbst kümmern kann. Hinzu kommt, dass man ein Sportpferd nicht einfach auf der Koppel abstellen kann. Noch sind wir in der glücklichen Lage, dass sich jeder Besitzer um sein Tier kümmern darf, auch wenn es in Pension untergebracht ist. In Frankreich ist dem nicht so. Deshalb sind wir gut beraten, uns an die Vorgaben der Behörden zu halten. In anderen Teilen Deutschlands hat es bereits Schließungen von Pensionsställen gegeben, weil die Betreiber und Nutzer einfach weitergemacht hatten, als ob nichts wäre. Generell sind die Pensionsbetreiber verantwortlich, entsprechende Stallpläne zu erstellen. Sie alle stehen jetzt in besonderer Verantwortung, ebenso wie Trainer, Bereiter und Vereinsvorsitzende. 

Alpha-Report: Nicht wenige Unternehmer rund um das Pferd bangen um ihre Existenz. Was raten Sie diesen Leuten?

Roy Bartels: Diesbezüglich aktualisieren wir die Homepage des Pferdesportverbandes täglich. Nachdem die Bundesregierung und die Ministerien in Magdeburg entsprechende Gelder bereitstellen, gibt es die Antragsformulare ab Montag für alle Unternehmen, die wegen der Corona-Krise in Not geraten sind. Selbstverständlich beraten wir auch entsprechend. Egal ob Betrieb für Pensionspferde, Pferdehandel oder Reitunterricht - die Kosten für die Versorgung der Pferde laufen weiter, während die Einnahmen komplett ausbleiben. Da kommt auch für einen kleineren Betrieb schnell eine fünfstellige Summe zusammen. Ein Beispiel: Die durchschnittlichen Kosten liegen bei etwa 500 Euro im Monat pro Pferd im Schulbetrieb. Ähnlich verhält es sich bei den Berufsreitern, ihnen fehlen die Kundschaft und natürlich die Turniere. 

 

Alpha-Report: Zu den staatlichen Hilfsprogrammen gehören auch Überbrückungskredite. Ist das aus Ihrer Sicht ein geeignetes Mittel, um einen Betrieb aus der Krise zu führen?

Roy Bartels: Solche Kredite helfen den Unternehmern nur bedingt weiter, sie können nicht mehr als eine Notlösung sein, da sie das Problem nur in die Zukunft verschieben. 

 

Alpha-Report: Wie läuft der Alltag in Krisenzeiten beim Pferdesportverband?

Roy Bartels: Die meisten Positionen sind ehrenamtlich besetzt, zwei Leute sind hauptamtlich angestellt, die teilweise im Homeoffice arbeiten. Ganz wichtig: Alle sind gesund. Irgendwann wird auch der Verband Kassensturz machen müssen - durch den Ausfall der Veranstaltungen fehlt am Jahresende vermutlich ein mittlerer fünfstelliger Betrag. Aber wie schon gesagt, zunächst stehen Tiere, Vereine und Betriebe im Vordergrund.

 

 


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