Mit knappen drei Kilometern hatte Ralf-Werner König vom Haldensleber SC den kürzesten Anfahrtsweg nach Neuenhofe. Entsprechend ausgeschlafen war er bei der ersten Prüfung des Turniers am frühen Sonnabend – Sieg auf Berta im Springpferde-A** vor Johanna Bernhard vom RV Eichenhof Schermen-Pietzpuhl und Annika Sambill (RFV Westeregeln). 

Ansonsten waren es am Sonnabend die jungen Reitsportler, die ihren routinierten Kontrahenten die goldenen Schleifen nicht gönnten. Einer von ihnen ist der 13-jährige Jan Luca Garz vom RFV Colbitz, der auf Classic Balou mit einer blitzsauberen Null-Fehler-Runde ein M*-Springen vor Hendrik Holländer und Stefan Bruchmüller gewann. Ganz offensichtlich hatten sich die Colbitzer perfekt auf Neuenhofe vorbereitet. Vater Heino Kraemer glänzte direkt nach Jan-Luca ebenfalls mit einem fehlerfreien Ritt. Vor dem M-Springen am Sonntag gab es vom Senior noch letzte Instruktionen bei der Parcours-Besichtigung: „Wuchtig heranreiten und den Kopf oben behalten.“ Hat funktioniert, beide lieferten sehr harmonischen Runden ab, verpassten jedoch mit jeweils einem Abwurf die von Parcours-Gestalter Michael Dreibrodt aufgestellte Siegerrunde.

Kurz zuvor strahlte Melina Ringel (RFV Miesterhorst) mit der Neuenhofer Nachmittagssonne um die Wette. Im Sattel von Arisma gewann das zwölfjährige Talent ein L-Springen vor Gerald Golze (Gehrden) und zwei weiteren jungen Amazonen: Christin Schlubeck (Bülstringen) und Antonia Herre von der RSG An den Linden aus der Westaltmark. „Ja, ich bin momentan in einer guten Form“, sagte die Gewinnerin bei der Siegerehrung. Eine Woche zuvor gewann sie bereits zwei Prüfungen (L und M) beim Turnier in Beuster. Die Rheinländische Schimmelstute Arisma ist mit 16 vier Jahre älter als ihre Reiterin, die augenscheinlich von der Arbeit ihres Trainers Alfred Konzack profitiert. Beim letzten M-Springen am Sonntag war Melina Ringel mit der schnellsten Runde unterwegs, jedoch vermasselte ihr ein Abwurf den Einzug in die Siegerrunde. 

Erst 15 Jahre alt ist Philipp-Janis Heidebroek vom RFV Ausleben, der auf Leo die zweite Abteilung eines A**-Jokerspringens gewann. Er meinte: „Es läuft aktuell ganz gut bei mir.“ Er hatte anschließend das L-Springen absolviert und sich am Sonntag einen freien Tag gegönnt. Der 16-jährige Gordon Schridde gewann zunächst ein A**-Springen und belegte wenig später beim A**-Punktespringen Rang zwei, jeweils auf Acomet, einem 19-jährigen Rheinischen Hengst. Er meint: „Neuenhofe hat eine wunderschöne Anlage, sehr übersichtlich.“ Sein Ziel ist es, im kommenden Jahr erstmals M-Springen zu reiten: „In dieser Saison ist es meine elfte goldene Schleife.“ Siegerin der ersten Abteilung des Punktespringens ist Tina Mücke vom RV Gehrden. Der zweitplatzierte David Gotzel aus Pietzpuhl hat am Sonnabend in Neuenhofe einige Schleifen eingesammelt und tags darauf in Aschersleben genannt.

Dass sich eine Reise nach Neuenhofe auch aus größerer Entfernung lohnt, meinen unter anderem Kathrin Bodecker und Andreas Bäse. Das Ehepaar aus Sternberg bei Güstrow machte sich auf die dreistündige Fahrt in seine alte Heimat. Und prompt gewann Bräse, der für der RV Reitstall Klein Warin startet, ein Springpferde-L auf Crazy Town. Die Wertungsrichter Bernd Horn, Vera Beschnidt und Sven Kroschel bewerteten die Vorstellung des ehemaligen Profireiters mit der Stilnote 8,2. „Der selbstgezogene Wallach lief heute wie ein Uhrwerk“, schwärmte Kathrin Bodecker. Und weil sie ebenfalls eine Schleife gewann, feierte das Paar abends beim Reiterball im Festzelt mit seinen alten und ihren neuen Freunden. 

Tüchtig feiern dürfen die Gastgeber nach einem gelungenen Turnierwochenende: „Wir sind sehr zufrieden. Alles lief am Schnürchen, weil alle Helfer und Sponsoren einen sehr großen Anteil am Erfolg haben“, erzählte Kathrin Lutter, die mit Cindy Pasewald alle organisatorischen Fäden in den Händen hatte. Die Anlage präsentierte sich wie eine grüne Oase in der sommerlichen Börde-Trockenheit. Kreissportbund-Chef Klaus Renner lobte: „Wir sehen eine sehr gepflegte Sportstätte.“

Auch zum Rahmenprogramm hatten sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. Unter anderem applaudierte das Publikum der Voltigiergruppe aus Haldensleben und den Neuenhofer Tanzmäusen. Vor dem Reiterball im Festzelt am Sonnabend gab es eine spektakuläre Traktor-Challenge um ein Fass Bier aus der Colbitzer Heidebrauerei, das der Vorstand der SG Blau-Weiß Neuenhofe gewann. Und auch das gehörte dazu: Die Reiter initiierten eine Gedenkminute für ihren im Januar verstorbenen Sportfreund und Reitsport-Urgestein Erich Schoof.

Die Neuenhofer Turnier-Tradition war Anfang der 90er Jahre unterbrochen und 2015 wiederaufgelegt. Bei der dritten Auflage organisierten sich die Veranstalter erstmals eine 21 Quadratmeter große Videowand als Anzeigetafel. Kathrin Lutter: „2021sehen wir uns beim vierten Springreitturnier in Neuenhofe.“

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