
Für euch berichtet Falk Heidel
Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken, Boden - diese vier Geräte gehören zu einem Mehrkampf im Kunstturnen der Damen (bei Männern sind es sechs Geräte). Lisa Marie Rüdiger (7) zählt zu den besten Turnerinnen ihrer Altersklasse in Sachsen-Anhalt. Von den Landesmeisterschaften in Halle kehrte sie kürzlich mit vier Medaillen heim: Gold im Mehrkampf, am Boden und am Stufenbarren sowie Bronze beim Sprung.

Die zierliche Genthinerin trainiert bei ihrer Mutter in Altenplathow. Nicole Rüdiger ist Abteilungsleiterin Turnen beim SV Chemie Genthin. Mit 40 jungen Athleten (die meisten weiblich) trainiert sie im Turnzentrum Neue Welt an der Ecke Goethestraße/Große Waldstraße. Das Haus wurde vor Jahren als Diskothek und Restaurant betrieben. Die Familie kam 2016 aus Lutherstadt-Wittenberg nach Genthin und hat das Gebäude wenig später zur Physiotherapie und Turnhalle umgebaut.
Nicole Rüdiger erinnert sich an die Anfänge in der Kanalstadt: „Wir haben uns zunächst nach einem Turnverein umgeschaut, aber es gab keinen. Also war klar, dass wir selbst etwas auf die Beine stellen müssen.“ Gesagt, getan! Im damaligen Chemie-Vereinschef Fritz Mund fand Nicole Rüdiger den perfekten Partner für ihre Idee, eine Turn-Abteilung zu gründen. Die ersten Trainingseinheiten fanden mit acht Sportlern in der Turnhalle an der Jahnstraße statt. Sehr schnell wurde die Gruppe größer.
Mit dem Kauf der Neuen Welt wuchsen auch die sportlichen Möglichkeiten: „Wir hatten die Coronazeit genutzt, um die Diskothek zum Turnzentrum umzubauen.“ Was aktuell in der Halle passiert, ist nicht einfach nur turnen, sondern zu großen Teilen Leistungssport. Davon zeugen diverse Erfolge auf Landes- und Regionalebene.

Engagement in der Jugendarbeit muss unterstützt werden, finden die Akteure von Pro Genthin. Mit Bianka Kemnitz, Thilo Voigt und Gordon Heringshausen übergaben kürzlich drei von ihnen eine 350-Euro-Spende an Nicole Rüdiger für die Turnabteilung des SV Chemie. Das Geld ist ein Teil des Erlöses vom Genthiner Weihnachtsmarkt, genauer von der Pro-Genthin-Glühweinhütte. Seit vielen Jahren verkaufen die Akteure heiße Getränke von Punsch über Jagatee bis zum Fieneröder Gänsetrunk, um das eingenommene Geld an ehrenamtliche Initiativen in der Stadt zu verteilen. Fördern wird Pro Genthin auch ein Weihnachtskindertheater im Dezember in der Bibliothek.
Unternehmen statt unterlassen - das ist die Philosophie von Pro Genthin. Diese Wählergemeinschaft hatten 21 Gründungsmitglieder aus Handwerk, Gewerbe und städtischer Industrie im April 1999 im Hotel „Stadt Genthin“ aus der Taufe gehoben. Erster Vorsitzender war Joachim Fabian, der diese Funktion 20 Jahre lang ausübte. Stellvertreter waren Peter Ewert und Stefan Knopf. In den vergangenen 25 Jahren hat Pro Genthin 10.000 Euro an Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Sport- und Kulturvereine gespendet. „Und das wollen wir auch in Zukunft weiterführen“, erklärt der aktuelle Vorsitzende Reinhard Templin. Außer Fabian, Templin und Ewert sind auch Wolfgang Fleischer und Carsten Kienscherf als Gründungsmitglieder noch immer im Boot. Aktuell zählt die Initiative 15 Mitglieder.

Zu den Leistungsträgern der jungen Trainingsgruppe gehören Mariia Klimover (12), von der die Trainerin sagt: „Sie ist eine ganz tolle Turnerin. Das gilt auch für Enola Schmidt (14). Sie hat bereits einen Landesmeistertitel am Balken auf ihrem Konto. Unterstützt wird Nicole Rüdiger bei der Trainingsarbeit von ihren Töchtern Sophia (19) und Julia (17) Haller. Beide ebenfalls sehr erfolgreich unterwegs - Sophia hat sich jedoch zunehmend auf die Funktion einer Kampfrichterin spezialisiert. „Als großes Talent und gefühlvolle Turnerin charakterisiert die Trainerin ihren Schützling Anni Schaller. Die 13-jährige Schülerin hat bei den regionalen Meisterschaften mehrere Erfolge erturnt. Die besten Turnerinnen des Vereins treffen sich mindestens viermal pro Woche zum Training. „Sie alle kommen gern und sind heiß darauf, noch mehr zu lernen“, erzählt Nicole Rüdiger.
Zu den Höhepunkten gehört das jährliche Weihnachts-Showturnen in der Adventszeit. Nicole Rüdiger: „Es steht in diesem Jahr unter der Überschrift 80er und 90er Jahre - es wird also eine sehr bunte Party werden.“ Einfach erklärt, zeigen die Sportler was sie drauf haben - eingepackt in originelle Choreografien. Der Termin in der Adventszeit steht noch nicht fest. Ebenso wenig wofür das Spendengeld investiert werden soll. Die Trainerin sagt: „Vermutlich in ein neues Turngerät.“
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