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Romeo & Julia: Sektempfang fürs Storchenpaar

Aus Klein Germersleben berichtet Falk Heidel

 

296 Einwohner zählt Klein Germersleben. Hinzu kommen die Kirche, die Mühle und seit kurzem auch ein Storchenpaar, das jetzt unter dem Applaus der Einwohner ein neues Eigenheim bezogen hat.

Bisher gehörte Klein Germersleben zu den wenige Dörfern ohne Storchenfamilie. Das hat sich seit wenigen Tagen geändert. Romeo und Julia wohnen jetzt auf einem Gittermast an der Feldstraße unweit der Kirche. Auf diese Namen haben die Einheimischen das Paar getauft - natürlich standesgemäß mit einem Gläschen Sekt. Alles ging ziemlich schnell und vor allem unkompliziert über die Bühne. Anfang der vergangenen Woche landeten die beiden Vögel auf dem Strommast im Dorf. Anwohner berichten: „Es hat die ganze Nacht wie verrückt geklappert.“ Am nächsten Morgen begannen die Störche Nistmaterial zu sammeln. Allerdings erschien das den Dorfbewohnern zu gefährlich. Dieter Quabs berichtet: „Zunächst haben wir uns beim Storchenhof in Loburg erkundigt, was zu tun ist. Danach haben wir beim NABU in Wanzleben angerufen. Dort haben die Mitarbeiter die Avacon als Netzbetreiber verständigt.“ Kurze Zeit später waren die Avacon-Techniker mit Hebebühne und Spezialtechnik vor Ort. 

Zunächst haben sie das angefangenen Nest abgenommen und stabile Nestunterlagen befestigt. Dieter Quabs: „Wir hatten schon befürchtet, dass die Störche nach dieser Aktion nicht wiederkommen würden.“

Unbegründet: Wenig später kam das Paar zurück und baute weiter an einem gemütlichen Eigenheim.

Avacon-Kommunalreferentin Antje Klimek hat diese Hilfsaktion eingefädelt. Glücklicherweise hatten wir auf dem Betriebshof noch eine Nestunterlage zu stehen, die unser Meister mit seinem Team dann ohne Zeitverzug vor Ort anbringen konnte.“ Klimek zufolge kommen solche Hilferufe häufiger vor. Beispiele aus der Vergangenheit sind Wegeleben und Schwanefeld: „Wir haben bei solchen Projekten häufiger mit dem Storchenhof in Loburg zusammen.“

Der Storch gehört in unserer Region zu den Frühlingsboten: Anfang April kehren die Störche aus ihrem afrikanischen Winterquartier zurück. Meist kommen die Männchen einige Tage früher als die Weibchen an und besetzen nach Möglichkeit den Horst vom Vorjahr. Im Fall von Romeo und Julia handelt es sich um eine Neuansiedlung, die die Dorfbewohner sehr begrüßen. Dieter Quabs sagt: „Wir sind Storchenhof, NABU und der Avacon sehr dankbar, dass die ganze Aktion so schnell und unkompliziert vonstatten ging.“

Da Störche ihrem Nest über Jahrzehnte treu bleiben und nie aufhören, es zu verbessern und zu vergrößern, kann ein Horst ein Gewicht von zwei Tonnen und eine Höhe von mehreren Metern erreichen.

Vor der Paarung kommt die Balz. Beide Vögel klappern lautstark mit den Schnäbeln und verstärken die Lautstärke noch dadurch, dass sie den Kopf nach hinten biegen, bis er den Rücken berührt und so in der Schnabelhöhle ein Resonanzraum entstehen lassen. Storchen-Paare kommunizieren nicht mittels Klappern. Sie kraulen sich stundenlang zärtlich mit dem Schnabel. Die Brut besteht aus zwei bis fünf weißen Eiern, die abwechselnd von beiden Partnern 30 bis 32 Tage bebrütet werden. Nach dem Schlüpfen verputzen die hungrigen Nesthocker täglich rund 60 Prozent ihres Körpergewichtes. Im Alter von etwa sieben Wochen wagen die Nestlinge dann ihre ersten Flugversuche.


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