Aus Kade berichtet Falk Heidel
Bock auf Wild? Warum eigentlich nicht - immerhin gehört Wildbret zu den kostbarsten und hochwertigsten Lebensmitteln unserer Zeit. Auf diesem nachhaltigen Trend hat eine Familie aus Kade bei Genthin eine Existenz aufgebaut: Die Wildererhütte! Sieben Jahre sind vergangen von der Idee bis zur offiziellen Eröffnung am Freitag (15. Juli 2022) auf dem Hof an der Lindenstraße in Kade. Auf diesem Hof seiner Großeltern hat Michael Reis einen Teil seiner Kindheit verbracht. Sein Opa Dieter Heise war in Züchterkreisen ein Begriff. Er war bekannt für ausgezeichnete Hühner, Kaninchen und Tauben, die er regelmäßig bei Ausstellungen präsentierte. Auch Schweine gab es in den Ställen, um die sich die Oma kümmerte.
Eben diese Stallungen beherbergen eine moderne Produktionsanlage für die Verarbeitung von Wildfleisch - nach europäischen Richtlinien zertifiziert, verbunden mit allen möglichen Auflagen, die sich ein Laie kaum vorstellen kann. Michael Reis sagt: "Das hat sehr viel Zeit, Geld und noch mehr Nerven gekostet."
Doch jetzt steht die Anlage und der Chef verarbeitet hier heimisches Wild, das er in seinem 1000-Hektar-Pachtwald selbst erlegt hat: Schwarzwild, Damwild, Rotwild und Rehwild. Muffelwild (also Wildschafe zum Beispiel) gibt es hier nicht mehr. Reis erklärt: "Das gehört zu den Auswirkungen des Wolfes in unserer Gegend."
Donnerstag ist Produktionstag. Da verarbeitet Michael Reis das Wildbret zu aktuell 40 Produkten aus den Bereichen Fleisch und Wurst von Leberkäse, Wildwurst im Glas über Schinken bis hin zu Mettwurst oder Hirschsalami mit Chilli oder Knoblauch. Immer freitags öffnet der Hofladen mit all diesen Köstlichkeiten, frischer geht nicht.
Woher kommen die Rezepte? "Da gibt es mehrere Quellen", sagt Reis, "familiäre Traditionen, alte Kochbücher und immer wieder neue Kreationen durch ausprobieren." Der gelernte Autoschlosser hat als junger Spund seinen Jagdschein erworben. In den ersten Jahren war es für ihn nur ein nettes Hobby. Erst mit der Zeit entwickelte sich eine intensivere Ernsthaftigkeit: "Wir lieben und schätzen die Natur und die Jagd nach Jahrtausend alter Tradition, um das Gleichgewicht im Revier zu halten."
Auch deshalb ist der Hofladen in Kade sehr viel mehr als Fleisch und Wurst. Auch Honig aus eigener Produktion kommt in vielen Varianten dazu. Von den 18 Bienenvölkern hat Reis zuletzt 40 Kilogramm Rapshonig geerntet. Zum Angebot des Ladens in historisch wertvollem Mobiliar und Ausstattung gehören viele Ideen von Lebensgefährtin Svenja Drewes, die als Tochter eines Revierförsters die Naturverbundenheit von kleinauf erleben durfte. Sie ist für den kreativen Teil des Geschäfts zuständig. Das zeigt sich in diversen Naturprodukten von der Seife über Eierlikör und Marmelade bis zur Würzmischung - alles aus eigenen Herstellung.
Wildererhütte - woher kommt der Name? Eine Kundin aus Bayern kam vor zwei Jahren auf dem Hof, als Reis den Imbisswagen aufgebaut hatte. Sie sagte mit Akzent: "Des muost Wildererhütten nennen". Damit war der Name des Unternehmens geboren. Mit dem Imbisswagen sind Michael Reis und Svenja Drewes häufig auf Volksfesten unterwegs. Der Renner sind die Wildbratwürste vom Grill. Wer lieber daheim feiert - kein Problem: Der bestellt sich ein Wildschwein aus dem Backofen nach Hause.
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