Goethe war schon auf dem Gipfel, Heinrich Heine auch. Als größte Erhebung Mitteldeutschlands misst der Brocken eine Höhe von 1142 Metern. Doch wie viele Schritte sind es bis nach oben?
Das war die Tagesaufgabe für zwei Alpha-Reporter, die sich in Schierke auf den Weg gemacht haben. Hier eine kurze Reportage.
Zehn Uhr morgens an einem sonnigen Frühlingstag. Auf einem Brockenplan hat uns der Hotel-Rezeptionist einen Weg zum Aufstieg aufgezeichnet. Doch wir haben beschlossen, immer der Nase nach.
Unsere Strecke ist manchmal steinig, aber locker zu bewältigen. Fast die ganze Tour erleben wir eine Tristesse, die der Borkenkäfer nach einer Trockenperiode hinterlassen hat. Vor wenigen
Jahren gab es hier noch hunderttausende Nadelbäume - dazwischen schlängelten sich unzählige Wanderwege. Im Jahr 2022 sind nur noch die Wege geblieben: Der Rest ist graues, totes Holz, das an
einen düsteren Horrorfilm erinnert.
Nach 7,5 Kilometern stehen wir am großen Gipfelstein, stattliche 19 Tonnen schwer. Es ist windig, schattig und zehn Grad kühler als in Schierke. Jeder, wirklich
jeder, macht hier sein Selfie an der Bronzetafel mit der Aufschrift "1142 Meter" zum Beweis des Aufstiegs - wir auch.
Ein Blick auf unseren Schrittzähler verrät: Es waren 1100 Schritte.
Zur Belohnung gibt es eine deftige Erbsensuppe vom Brockenwirt und die Vorfreude auf einen locker-flockigen Abstieg. Hier fällt uns auf. So tot wie auf dem ersten
Blick ist der Wald gar nicht. Wir entdecken Käfer, Schmetterlinge und Kröten, die grad für Nachwuchs sorgen. Zarte, grüne Mini-Fichten bahnen sich ihren Weg zwischen dem trockenen Ästen. Der
größte Teil des Nationalparks soll sich selbst regenerieren. Wir erfahren auf großen Schildern unterwegs, dass die Forstfachleute lediglich einige Buchen pflanzen wollen und sich der Rest des
späteren Mischwaldes auf natürliche Weise entwickeln soll. In 20 Jahren könnte es wieder so grün sein wie einst vor 20 Jahren.
Seit 1899 schnauft die Brockenbahn bis zum
Bahnhof auf dem Gipfel, der zu den höchstgelegenen unseres Landes gehört. Doch wir lassen sie schnaufen - denn laufen ist gesund. Das wussten auch Goethe und Heine.
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