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Planlos, kopflos, ideenlos: Der biedere Wahlkampf in Sachsen-Anhalt

Für euch kommentiert Falk Heidel

 

Der Wahlkampf in Sachsen-Anhalt findet auch an den Straßenrändern statt. Mit ihren Werbebotschaften auf großen und kleinen Plakaten wollen uns die Parteien von ihren Konzepten überzeugen. Auffällig ist die Tatsache, dass sich unsere Bewerber in punkto Ideenlosigkeit überbieten. Nicht selten steht der Betrachter vor einem Plakat und fragt sich: Was will mir der Autor sagen? Die CDU klebt ihren Frontmann Reiner Haseloff in allen Varianten auf die Großbildflächen unseres Bundeslandes - mal als lieber Ehemann, dann wieder mit Bauhelm oder einfach mit Schlips und Kragen. Dazu die biederen Botschaften wie "unser Ministerpräsident" oder "keine Experimente". Innovativ sieht anders aus. Aber auch die Konkurrenz besticht  mit kontinuierlicher Planlosigkeit - statt Inhalte und Konzepte gibt es meist nur ausgelutschte Floskeln. Wir haben die sechs grausigsten Plattitüden für euch zusammengestellt.

Platz 6: Die Grünen

 

Man nehme ein Blatt Papier und streiche es grün an. Dann schreibe man noch eine Floskel dazu: "Naturschutz", zum Beispiel. Und fertig ist das Wahlkampfplakat der Grünen. Kurz vor dem Drucken der Plakate hatte ein Wahlkampfmanager der Partei noch eine tolle Idee: Malt noch ein Bienchen drauf! Und schon strömt das Wahlvolk in Schwärmen zu den Urnen, um die Kreuze in die grünen Waben zu kritzeln. Summ, summ, summ...
Neun Monate vor der Landtagswahl haben die Grünen ihre Spitzenkandidatin gekürt. Cornelia Lüddemann führt die Partei bei der Wahl an. Im Gegensatz zu den anderen Parteien  präsentieren die Grünen ihre Frontfrau nicht auf den Plakaten. Auf den Bienchen-Pappen heißt es lediglich: Zweitstimme grün.
Warum wollen die keine Erststimmen?

Platz 5: Die Linke

 

Warum sollen wir Die Linke wählen? Die Antwort gibt es auf diesem Plakat: Um etwas anderes zu verhindern. Naja, wenn man keine eigenen Konzepte hat, dann eben die Nazi-Keule. Aber keine Angst, Hopfen und Malz sind bei den Linken nicht ganz verloren. In der Altmark zeigen sie das Gesicht ihrer ehemaligen Nummer eins, Wulf Gallert. Dazu drei Attribute: Kompetenz, Erfahrung, Leidenschaft. Keine Ahnung, wie es den Menschen in Sachsen-Anhalt geht - beim Stichwort Leidenschaft kommt mir alles andere als Wulf Gallert in den Sinn. 

Platz 4: Die SPD

 

Die Plakate der Sozialdemokraten unterscheiden sich kaum voneinander. "Chaos an den Schulen beenden", lautet einer der Sprüche. Ein anderer richtet sich gegen die Gesundheitspolitik in einem Land, wo die Partei mit Petra Grimm-Benne die Fachministerin stellt. Nochmal zum Mitschreiben: Eine Partei, die in Bund und Land mitregiert, fordert Veränderungen in der Bildungs- und Gesundheitspolitik. Komisch, dass den Leuten sowas immer nur im Wahlkampf einfällt. 
Laut Spitzenfrau Katja Pähle will die SPD nach der Wahl wieder mitregieren. Und dann soll
 "der Kita-Elternbeitrag abgeschafft werden". Warum nur sind die da nicht früher drauf gekommen?

Platz 3: Die AfD

 

Es scheint, als ob die AfD das Wettrennen um die meisten Straßenplakate gewonnen hat. Auch die Anzahl der Botschaften ist enorm. Eine lautet: Hol dir dein Land zurück.
Liebe AfD, wer hat denn mein Land? Die CDU? Die Deutsche Bank? Oder Klaus Kleber vom Heute-Journal? Ein Diktator (oder Diktatorin) kann es definitiv nicht sein - sonst würde es euch nicht geben. Und auch keinen Wahlkampf.
Immerhin hat es AfD-Kandidat (Jerichower Land/Altmark) Ulrich Siegmund zwischen all dem Fremdenfeindlichkeits-Geschwafel und rechten Verschwörungen geschafft, ein lokales Thema in den Wahlkampf einzubringen, nämlich die Elbfähre Ferchland-Grieben. 

Platz 2: Die CDU

 

Bloß nichts Neues wagen: Das scheint der Ansatz der CDU im Wahlkampf 2021. Markus Kurze ist "unser Mann im Landtag" und Reiner Haseloff "unser Ministerpräsident". Glückwunsch! Da hat die Werbeagentur mal so richtig in die Trickkiste gegriffen. Die Krone gebührt jedoch einem Kandidaten namens Jan Braunsberger, der zeitgleich zur Landtagswahl bei der Wahl zum Landrat im Jerichower Land antritt. Seine Botschaft: JB für JL.
Wow, wenn das nicht überzeugt, was dann? Der Betrachter fragt sich, will er wirklich Landrat werden oder wurde er von der CDU ins Rennen geschickt, um es Amtsinhaber Steffen Burchhardt (SPD) nicht zu einfach zu machen? Parallel gibt es noch ein zweites Plakat, wo er wenigstens Gesicht zeigt. Immerhin. 

Platz 1: Die FDP

 

Eindeutiger Floskel-Wahlsieger ist die FDP. Die Liberalen werben nicht mit Menschen, sondern mit bunten Mangas. Oder sind die Plakate ihrer Nummer eins auf der Landesliste eine Parodie auf die Simpsons? Vielleicht haben sich die Wahlkampf-Grafiker an Marge Simpson orientiert. Schade nur, dass sie die blaue Hochsteckfrisur nicht adaptiert haben. Marge Simpson wäre die perfekte FDP-Repräsentantin: Mit gelber Haut und blauen Haaren.
Warum Frau Hüskens als Comicfigur dargestellt wird, bleibt wohl Parteigeheimnis. In einer ZDF-Kurzreportage hieß es kürzlich, sie wolle ein offenes Ohr für unsere Landwirte haben. Hoffentlich bekommt sie keine Ohrenschmerzen! Wer sein Kreuz bei der FDP macht, hält Landwirte am Leben. Na, wenn das kein Argument ist, was dann?

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Kommentare: 2
  • #1

    Enrico (Sonntag, 30 Mai 2021 22:44)

    Sehr schöner Beitrag

  • #2

    Daniela (Donnerstag, 03 Juni 2021 21:58)

    Absolut treffend!