Aus Parchen berichtet Falk Heidel
In der Mittagssonne führt sie ihre beiden Pferde auf die Weide. Tabea Gollnick hat Blubi an der rechten Hand. Der siebenjährige Tinker bringt alle Merkmale eines Arbeitspferdes mit, gedrungener Körperbau und ruhiges Gemüt. Hinter den beiden marschiert Pony-Stute Renate. Für beide Tiere war die letzte Fahrt zum Metzger bereits gebucht. Doch Tabea Gollnick sagt: „Jedes Lebewesen hat eine Daseinsberechtigung auf unserem Planeten.“ Die 34-jährige Erzieherin aus Parchen im Jerichower Land unterstützt seit etlichen Jahren die Gnadenhof-Philosophie. Bis vor Kurzem gab es noch zwei Minischweine auf dem Gollnick-Hof: „Ich habe sie in liebevolle Hände abgeben müssen, weil sie für ein Wohngebiet einfach zu laut waren.“
Die 13-jährige Renate hat in ihrer „Karriere“ jede Menge Fohlen zur Welt gebracht: „Als das nicht mehr funktionierte, war ihr Schicksal besiegelt“, erzählt Tabea. Jetzt ist das kleine Shetty Reit- und Spielgefährte für ihre achtjährige Tochter Tamina.
Doch Tinka Blubi ist der Star auf der Weide: „Wenn wir zusammen durch die Parchener Wälder reiten, ist für mich die Welt in Ordnung“, erzählt Tabea. Seit sie als neunjähriges Mädchen erstmals im Sattel saß, ist sie ihrem Hobby verfallen. Doch Turnier-Reiten war nie ihr Ziel, weder Dressur noch Springen oder Vielseitigkeit: „Ich möchte mich auf Augenhöhe mit meinem Tier bewegen.“ Dazu zählt für sie unter anderem das Reiten und Führen ohne Gebiss.
An diesem Punkt wollte sie sich weiterentwickeln. Auf der Suche nach professioneller Hilfe ist sie ausgerechnet im TV fündig geworden. Genauer bei den „Pferdeprofis“, eine Serie des Senders VOX. „Mir gefällt die Philosophie von Katja Schnabel innerhalb dieses Formats, also habe ich sie angerufen“, erzählt Tabea.
Einige Woche hat Katja Schnabel mit Blubi und auch mit Tabea gearbeitet.
Die mobile Pferdetrainerin hilft Pferd-Mensch-Paaren dabei, zu einem Team zusammenzuwachsen. Sie sagt: „Wenn Pferde nicht wie gewünscht funktionieren, ist dafür bis auf wenige Ausnahmen immer der Mensch verantwortlich.“
Vermitteln will die Wissenschaftlerin das klassische Reiten nach den Grundsätzen der alten Lehrmeister. Begleitet wird Katja Schnabel dabei häufig von einem Kamera-Team den Fernsehsenders VOX. Dort ist sie neben Bernd Hackel das Gesicht der Pferdeprofis, einer Coaching-Dokuserie über tierische Problemfälle. Sie sagt: „Wenn Pferde buckeln, steigen oder austreten, kann das viele Ursachen haben.“ Nach ihrem Studium an der Tiermedizinischen Universität in Wien arbeitete sie ein Jahr in einem andalusischen Gestüt. Später absolvierte die einstige Bundesliga-Handballerin aus Frankfurt/Oder eine Ausbildung zum Besamungswart im Hauptgestüt Neustadt/Dosse. Es folgten Ausbildungen zur Osteopathie und Physiotherapie für Pferde: „In diesen Jahren habe ich festgestellt, dass das Entscheidende zwischen Pferd und Mensch die bewussten und unbewussten Signale auf beiden Seiten sind.“
Nach der Ausbildung berichtet Tabea im Freundeskreis von ihren Erlebnissen. Das Echo: Wir wollen auch! Also organisierte die junge Frau einen Wochenend-Lehrgang mit Katja Schnabel in ihrem Heimatort. Zwei Tage lang kümmerte sich der Profi um die kleinen und großen Probleme der jungen Leute mit ihren Pferden. „Ich habe im Umgang mit Fiete jede Menge guter Tipps bekommen. Katja ist wirklich authentisch“, erzählt Sabine Kühne. Fiete ist ein dreijähriger Kaltblüter: „Wir fangen jetzt mit der Bodenarbeit an“, sagt seine Besitzerin. Sabine Kühne ist aus Magdeburg-Pechau nach Parchen gekommen. In ihrer Heimat war sie sehr erfolgreich als Fahrsportlerin unterwegs, manchmal auch als Beifahrerin von Pechaus Legende Herbert Dommasch. Mit ihrem Kaltblut will Sabine Kühne in Parchen eine Kutschen-Tradition begründen. „Ich suche noch einen Partner für Fiete. Dann beginnt die Ausbildung für beide.“
Mit dem vierjährigen Pony Nixxon kam Sandra Fischer aus Genthin zum Parchener Lehrgang. Gelernt hat sie bei Katja Schnabel unter anderem: „Wenn ich Stress verbreite, läuft gar nix. Da ist Ruhe bewahren ein erster Schritt in die richtige Richtung.“
Katja Schnabels Tipp für junge Pferdebesitzer
Ein Klassiker, den jeder kennt: Du willst dein Pferd auf einen Hänger führen, doch das Tier weigert sich.
Katja Schnabel: In der Regel ist es der Mensch, der schon vorher gestresst ist und deshalb überflüssigen Druck aufbaut. Ein weiterer Fehler: Der
Mensch gibt mit seiner Körpersprache Signale, die das Pferd nicht deuten kann. Wer das Pferd nach oben in den Hänger ziehen will, hat vergessen, dass er dem Tier im Wege steht. Ganz wichtig:
Pferde sind Fluchttiere.
Die Lösung: Ruhe bewahren. Den Hänger positiv machen. Anweisungen geben, die das Tier auch umsetzen kann. Wichtig ist eine eindeutige Körpersprache!
Im Leben von Katja Schnabel dreht sich alles um Pferde. Für die Serie „Pferdeprofi“ steht sie für VOX vor der Kamera.
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