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Bundespolitiker Behrens: Benötigen ein Gutachten zur optimalen Elbfähre in Ferchland

Aus Ferchland berichtet Falk Heidel

Die Fährverbindung an der Elbe zwischen Ferchland und Grieben ist Geschichte. Was bleibt, sind  wütende (ehemalige) Nutzer des Motorschiffs als kürzeste Verbindung der Landkreise Jerichower Land und Altmark Ost und die Frage: Gibt es noch eine Chance auf Wiederbelebung? Als Mitglied des Bundestags-Verkehrsausschusses ist der CDU-Politiker Manfred Behrens in den Debatten zu diesem Thema involviert. Im Gespräch mit dem Alpha-Report sagt er, ein Gutachter soll klären, welches die optimale Fährverbindung ist.

Manfred Behrens
Manfred Behrens

Alpha-Report: Sehen Sie noch eine Chance für den Weiterbetrieb der Fähre?

Manfred Behrens: Mit dem Rückzug des Investors sehe ich für das aktuelle Fährschiff und für eine Fortsetzung des Betriebes zur Zeit keine Möglichkeiten. Für eine langfristige, nachhaltige Lösung und somit für ein Fortbestehen der Verbindung im Allgemeinen möchte ich mich jedoch weiter einbringen. Welche Möglichkeiten wir haben, werde ich in den kommenden Wochen mit den zuständigen Behörden erörtern.

 

Was müsste aus Ihrer Sicht passieren, dass die anliegenden Gemeinden und Landkreise zu einer tragfähigen Lösung kommen?

Manfred Behrens: Grundsätzlich müssen sich die anliegenden Gemeinden und Landkreise erst einmal positiv zur Fährverbindung bekennen. Der Gemeinderat Parey hat jüngst ein positives Signal gesetzt. 

Aus diesem Bekenntnis muss dann aber auch ein Konsens darüber bestehen, welche Lösungen man sieht und wie man diese gemeinsam unterstützen kann. Perspektivisch halte ich die Gründung eines Fördervereins für sinnvoll.

 

Welche Rolle könnte das Land beziehungsweise das Verkehrsministerium in diesem Konflikt übernehmen? Immerhin hat die Landesregierung diese Fähre als „bedeutsam“ eingestuft?

Manfred Behrens: Ich begrüße es sehr, dass Minister Webel zuverlässig mit Rat und Tat die letzten Wochen begleitet hat. Das Land sollte sich auch weiterhin zu dieser Fährverbindung bekennen und auch zukünftige Ansätze unterstützen.

 

Welche Betreiberform würden Sie favorisieren: Ein Fährbetrieb in Verantwortung des Landes, der Kommune oder durch einen privaten Bewerber?

Manfred Behrens: Mit der zuletzt diskutierten Betreiberform durch einen Investor hätte ich gut leben können. Wenn man sich die umliegenden Fähren anschaut, käme auch eine Fähre in kommunaler Trägerschaft in Frage. Die bekannten Probleme und Ausfälle hätte jeder Betreiber. An diesen muss gearbeitet werden. Daher befürworte ich ein Gutachten des Landes, welches einen optimalen Fährtypen für diese Verbindung herausstellt. 

 

Wie hoch schätzen Sie die Chancen auf eine Brücke an dieser Stelle ein?

Manfred Behrens: Als Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages sind mir solche Prozesse nicht fremd. Grundsätzlich halte ich eine Brücke an dieser Stelle der Elbe für sinnvoll. Gleichwohl sollte man bei dieser Einschätzung realistisch bleiben. Von der Planung bis zur Fertigstellung würden sehr viele Jahre vergehen - und für die Region ist eine zügige Lösung essentiell. 

 

 

Das sagen die Anrainer-Kommunen

Gemeinsame Presseerklärung der Bürgermeister/in Nicole Golz (EG Elbe-Parey), Andreas Brohm (EG Stadt Tangerhütte) und Harald Bothe (EG Stadt Jerichow) sowie der Landräte Patrick Puhlmann (LK Stendal) und Dr. Steffen Burchhardt (Jerichower Land)

Die Fähre Ferchland/Grieben hat nach 22 Jahren ihren Betrieb eingestellt. Für die Entscheidung der Gemeinde Elbe-Parey gegen den Weiterbetrieb der motorbetriebenen Fähre gibt es diverse Gründe und ist durch die Nachbarkommunen zunächst so zu akzeptieren. In den vergangenen Wochen ist deutlich geworden, dass in der Bevölkerung ein starkes Interesse besteht, eine Elbquerung an Ort und Stelle zu erhalten. Alle kurzfristigen Versuche, die Verbindung mit der aktuellen Fähre zu erhalten, scheiterten jedoch. Auch eine zuletzt angedachte Privatisierung führte leider nicht zum Erfolg.

 

Die Anrainer-Kommunen an der Elb-Fähre Ferchland/Grieben setzen sich für eine zukünftige nachhaltige Querung der Elbe ein. „Auch wenn der Fährbetrieb jetzt eingestellt wird, ist das Thema noch nicht vom Tisch. Wir suchen gemeinsam nach einer dauerhaft tragfähigen Lösung“, so Landrat Dr. Steffen Burchhardt. Aufgrund des Niedrigwassers in den vergangenen trockenen Jahren war die bisherige Fähre zu sehr langen Standzeiten gezwungen. Es gibt andere technische Lösungen wie z. B. Gierseilfähren, die bei Niedrigwasser länger fahren können. Ob dies in Ferchland möglich ist, hängt von den genauen Strömungsverhältnissen, dem Flussverlauf und den Anliegern auf beiden Elbseiten ab. Dazu soll ergebnisoffen ein Gutachten erstellt werden, sind sich die beiden Landräte Patrick Puhlmann (Landkreis Stendal) und Dr. Steffen Burchhardt (Landkreis Jerichower Land) sowie die Bürgermeister/in Nicole Golz (EG Elbe-Parey), Andreas Brohm (EG Stadt Tangerhütte) und Harald Bothe (EG Stadt Jerichow) einig. 

 

Experten sollen prüfen, in welcher Form Pendler und Touristen in Zukunft den Strom zwischen Magdeburg und Tangermünde überwinden können. Auf dem rund 60 Kilometer langen Elbe-Stück zwischen den beiden Städten gibt es nach dem Wegfall der Verbindung Ferchland/Grieben nur noch eine Fähre in Rogätz. Die betroffenen Kommunen wollen sich nun von ihren Gremien die Zustimmung für den Gutachter-Auftrag geben lassen. „Beide Elbseiten profitieren von einer Fährverbindung. Im Landkreis Stendal haben wir uns bereits zu unseren Fährverbindungen bekannt. Auch für Grieben/Ferchland wollen wir uns an der Lösungssuche beteiligen. Die notwendige Klarheit und praktische tragfähige Modelle dafür soll das Gutachten liefern“, so Landrat Patrick Puhlmann. 

 

Neben der Prüfung aller technischen Modelle soll im Gutachten auch die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Varianten untersucht werden. „Über eine mögliche Verteilung der Lasten können und sollten wir erst sprechen, wenn wir wissen, wie groß bei allen Varianten ein zu erwartendes Defizit wirklich ist. Wir sehen bei allem regionalen Engagement weiterhin das Land Sachsen-Anhalt in der Pflicht, den Erhalt solcher wichtiger Infrastruktur finanziell zu unterstützen“, ergänzt Jerichows Bürgermeister Harald Bothe.

 

Die Bürgermeisterin von Elbe-Parey, Nicole Golz begrüßt die positiven Signale der Nachbarkommunen: „Bereits bei der Entscheidung zur Stilllegung der jetzigen Motorfähre haben wir uns im Gemeinderat darauf verständigt, weiterhin für eine Elbquerung hier in unserer Region zu arbeiten. Das Gutachten ist nun der erste Schritt. Allerdings wollten wir die Öffentlichkeit erst mit ins Boot holen, wenn wirklich Hoffnung besteht. Nun heißt es, das Ergebnis eines Gutachtens abzuwarten und dann weitere Schritte zu planen.“

 

„Die Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte wird schon im kommenden Stadtrat die Beteiligung am Gutachten beraten“, so Bürgermeister Andreas Brohm.


Das sagt Griebens BM Rita Platte

Über die Stilllegung der Elbfähre sprach der Alpha-Report mit Griebens Ortsbürgermeisterin Rita Platte.

 

Alpha-Report: Frau Platte, momentan sieht es nicht gut aus für den Fortbestand der Fähre zwischen Grieben und Ferchland. Was muss jetzt passieren?

Rita Platte: Die beteiligten Gemeinden Elbe-Parey und Tangerhütte sowie die Landkreise Stendal und Jerichower Land sollten sich schleunigst an einen Tisch setzen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

 

Alpha-Report: Was ist aus Ihrer Sicht in den vergangenen Tagen schief gelaufen?

Rita Platte: Mich irritiert der zweite Gemeinderatsbeschluss aus Parey vom vergangenen Donnerstag. Dieser Beschluss widerspricht sich in einigen Punkten und ist daher nicht zielführend. Sinnvoller wäre es gewesen, den ersten Beschluss zur Stilllegung der Fähre auszusetzen, dann wäre der Weg für verschiedene Optionen frei. Entscheidend für diese Thematik sind nicht einzelne Personen, sondern die jeweiligen Gemeinderäte und Kreistage. Dort sitzen Menschen, die die Macht haben, die Zukunft unserer Region zu gestalten.

 

Alpha-Report: Glauben Sie, dass die Gemeinde beziehungsweise Bürgermeisterin Nicole Golz die Fähre wirklich weiterbetreiben wollen?

Rita Platte: Nein, ich denke nicht! Alle Fakten sprechen dagegen. Die Stilllegung ist offenbar in Absprache mit dem Landkreis JL, möglicherweise mit dem Verkehrsministerium vollzogen worden. Der TÜV-Termin ist von Amts wegen mit der Begründung Corona um ein Jahr verlängert. Also gilt der Stilllegungstermin 30. Juni 2020 nicht. 

 

Alpha-Report: Welche Hinweise lassen Sie zu diesem Fazit kommen?

Rita Platte: Zunächst der völlig überhöhte Preis von 1,2 Millionen Euro für die Landrevision, den Bürgermeisterin Golz öffentlich genannt und an Verkehrsminister Webel weitergegeben hatte. Zudem stellt sich die Frage, warum sich die Gemeinde nicht schon im Vorfeld mit einem offiziellen Hilfeersuchen an beide Landkreise und die Gemeinde Tangerhütte gewandt hat. Auch spricht der schnelle Abbau der Hinweisschilder auf die Fähre nicht dafür, dass die Gemeinde ernsthaft an einem Weiterbetrieb interessiert ist. Wenn man etwas will, findet man immer einen Weg - wenn man etwas nicht will, findet man Gründe.

 

Alpha-Report: Wie könnte eine Lösung aussehen?

Rita Platte: Den Stilllegungsbeschluss um ein Vierteljahr aussetzen und die Fähre weiter betreiben - dann hätten Gemeinden und Landkreise ausreichend Zeit, um eine Lösung zum gemeinsamen Weiterbetreiben finden zu können. Sollte das nicht gelingen, könnte die Fähre immernoch stillgelegt werden.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Ingo Tiesler (Donnerstag, 02 Juli 2020 12:28)

    Hört sich erst einmal gut an ... ich denke aber, in mein Heimatort Ferchland wird es die nächsten 2-3 Jahre keine Fähre mehr geben, wenn sich nicht alles nach den Gutachten alles sogar im Sande verläuft...!�- Wetten will ich nicht !