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Ferchländer Elbfähre wird morgen abgeschleppt: War alles ein abgekartetes Spiel?

Aus Ferchland und Grieben
berichtet Falk Heidel

 

"Nein, wir geben noch nicht auf. Wir werden weiter kämpfen solange es noch die Hoffnung auf eine Wende gibt", sagt Ursula Lüde. Die Ferchländer Storchennest-Wirtin steht gemeinsam mit Triathlet Ingo Tiesler an der Spitzer einer Bürgerbewegung, die sich mit allen Mitteln gegen die Stilllegung der Elbfähre zwischen Ferchland und Grieben zur Wehr setzt. Unter anderem gab es mehrere Demonstrationen auf beiden Seiten der Elbe (wir berichteten). 

Jedoch sieht es momentan nicht gut aus für den Weiterbetrieb der Fähre, die die Menschen aus der Altmark und dem Jerichower Land seit 22 Jahren auf schnellstem Weg verbindet. Nachdem der Gemeinderat Elbe-Parey die Stilllegung zum 30. Juni beschlossen hatte, wird die Fähre am Dienstag früh in Richtung Magdeburg geschleppt.

Dieser Fakt und der schnelle Abbau der Hinweisschilder sprechen aus Sicht von Griebens Ortsbürgermeisterin Rita Platte dafür, dass die Gemeinde Elbe-Parey trotz anderslautenden Bekundungen kein Interesse an einer einvernehmlichen Lösung hat.

Rita Platte gehört zu den Unterstützern der Bürgerinitiative, die während der jüngsten Kundgebung innerhalb einer Stunde insgesamt 533 Unterschriften für eine Petition zum Erhalt der Fähre gesammelt und an Elbe-Pareys Gemeinratsvorsitzende Cora Schröder übergeben hat. Die Initiative kritisiert einige Ungereimtheiten im Vorfeld der Fährstilllegung. Simone Lüde sagt: "Warum war die Fähre in den vergangenen Monaten jeweils an den Wochenenden nicht im Einsatz?" Ihre Vermutung: Mit niedrigen Nutzerzahlen in der Statistik lässt sich eine Dienstleistung leichter einstellen.
War der ganze Prozess ein abgekartetes Spiel?

Rita Platte hält das durchaus für möglich. Im Interview (siehe unten) mit dem Alpha-Report sagte sie: "Die Stilllegung ist offenbar in Absprache der Gemeinde mit dem Landkreis JL, möglicherweise mit dem Verkehrsministerium vollzogen worden."
Laut ihren Informationen ist der TÜV-Termin (30. Juni) wegen Corona um ein Jahr verschoben worden: Also genug Zeit für alle Beteiligten, um eine tragfähige Lösung zu finden. Man muss nur wollen.

Vom Tisch ist mittlerweile auch die Anfrage eines Genthiner Bauunternehmers, die Fähre als Investor zu betreiben.
Unbeantwortet bleibt unterdessen die Frage, was aus der Fähre wird: Gibt es ein Kaufangebot?

 

 


Interview

Rita Platte bei der Demo in Ferchland.
Rita Platte bei der Demo in Ferchland.

Über die Stilllegung der Elbfähre sprach der Alpha-Report mit Griebens Ortsbürgermeisterin Rita Platte:

 

Alpha-Report: Frau Platte, momentan sieht es nicht gut aus für den Fortbestand der Fähre zwischen Grieben und Ferchland. Was muss jetzt passieren?

Rita Platte: Die beteiligten Gemeinden Elbe-Parey und Tangerhütte sowie die Landkreise Stendal und Jerichower Land sollten sich schleunigst an einen Tisch setzen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

 

Alpha-Report: Was ist aus Ihrer Sicht in den vergangenen Tagen schief gelaufen?

Rita Platte: Mich irritiert der zweite Gemeinderatsbeschluss aus Parey vom vergangenen Donnerstag. Dieser Beschluss widerspricht sich in einigen Punkten und ist daher nicht zielführend. Sinnvoller wäre es gewesen, den ersten Beschluss zur Stilllegung der Fähre auszusetzen, dann wäre der Weg für verschiedene Optionen frei. Entscheidend für diese Thematik sind nicht einzelne Personen, sondern die jeweiligen Gemeinderäte und Kreistage. Dort sitzen Menschen, die die Macht haben, die Zukunft unserer Region zu gestalten.

 

Alpha-Report: Glauben Sie, dass die Gemeinde beziehungsweise Bürgermeisterin Nicole Golz die Fähre wirklich weiterbetreiben wollen?

Rita Platte: Nein, ich denke nicht! Alle Fakten sprechen dagegen. Die Stilllegung ist offenbar in Absprache mit dem Landkreis JL, möglicherweise mit dem Verkehrsministerium vollzogen worden. Der TÜV-Termin ist von Amts wegen mit der Begründung Corona um ein Jahr verlängert. Also gilt der Stilllegungstermin 30. Juni 2020 nicht. 

 

Alpha-Report: Welche Hinweise lassen Sie zu diesem Fazit kommen?

Rita Platte: Zunächst der völlig überhöhte Preis von 1,2 Millionen Euro für die Landrevision, den Bürgermeisterin Golz öffentlich genannt und an Verkehrsminister Webel weitergegeben hatte. Zudem stellt sich die Frage, warum sich die Gemeinde nicht schon im Vorfeld mit einem offiziellen Hilfeersuchen an beide Landkreise und die Gemeinde Tangerhütte gewandt hat. Auch spricht der schnelle Abbau der Hinweisschilder auf die Fähre nicht dafür, dass die Gemeinde ernsthaft an einem Weiterbetrieb interessiert ist. Wenn man etwas will, findet man immer einen Weg - wenn man etwas nicht will, findet man Gründe.

 

Alpha-Report: Wie könnte eine Lösung aussehen?

Rita Platte: Den Stilllegungsbeschluss um ein Vierteljahr aussetzen und die Fähre weiter betreiben - dann hätten Gemeinden und Landkreise ausreichend Zeit, um eine Lösung zum gemeinsamen Weiterbetreiben finden zu können. Sollte das nicht gelingen, könnte die Fähre immernoch stillgelegt werden.


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Kommentare: 3
  • #1

    Dirk Witte (Montag, 29 Juni 2020 21:12)

    Es müsste mit diesem Thema zur Stilllegung der Fähre viel mehr an die Öffentlichkeit gegangen werden. Es gibt einige Sender mit Sendungen (SAT1 Akte z.B.)die sich für die Bürger einsetzen und genau bei Politik und Behörden nachhaken wieso und weshalb. Es wäre absolut Schade wenn man für den Erhalt der Fähre nicht alles versucht hätte. Es wird in unserem Land soviel Geld für Dinge ausgegeben die kein Mensch braucht bloß weil eine starke Lobby dahinter steht.
    Also das Thema Stilllegung der Fähre muss mehr in die Medien dann wird man sich mehr damit befassen.

  • #2

    Ingo Tiesler (Montag, 29 Juni 2020 21:25)


    Unsere Fähre !!!!!!! Wir sind traurig, haben so gekämpft-so viel Menschen. Alles umsonst!!! Unser Wort zahlt nicht mehr. Warum wurde das halbe oder viertel Jahr nicht Verlängert..? Wurde es überhaupt beantragt. Ohne großen Aufwand könnte unsere Fähre wenigsten ein halbes oder viertel Jahr weiterfahren ? Wir sind Enttäuscht von unseren Kommunalpolitiker ...und wieder wurde uns ein Stück Lebensqualität genommen. Unsere Heimat wird immer unattraktiver.. Die Schließung unserer Fährverbindung, für uns unverständlich, katapultiert uns wieder ein Stück näher ins „Niemandsland “ ... wir schämen uns für euch !

    Ingo Tiesler
    Beethovenstr. 2a
    39317 Ferchland
    01724407123

  • #3

    Daniel Richter, Heimatverein Ferchland/Elbe e.V. (Dienstag, 30 Juni 2020 22:21)

    D I E S E FÄHRE zu retten, war niemals Ziel der zuständigen Betreiberin. WIR Ferchländer vergessen n i c h t!