Sie ist mehr als 20 Jahre alt, die Genthiner Skaterbahn an der Uhlandstraßen-Fußgängerbrücke. Und meilenweit entfernt von der Qualität der zeitgemäßen Skaterparks für junge Leute in Burg, Leipzig oder sonstwo im Land. Immerhin treffen sich außerhalb von Coronazeiten mehr als 30 Jugendliche an der schmalen Betonbahn mit ihren Skatboards, BMX-Rädern, Scootern (Rollern) oder Inlinern - sie arbeiten an neuen Tricks oder zeigen einfach, was sie drauf haben. Ihr Problem: "Die Anlage ist viel zu klein und entspricht nicht den Sicherheits-Standards", erzählt Jürgen Schulze.
Der 32-jährige Genthiner ist hier seit 17 Jahren mit seinem Board unterwegs. Vor einigen Jahren hat er auch einen Trainerschein für diesen Sport gemacht, kann Kinder und Jugendliche in Workshops trainieren. Schulze sagt: "Eigentlich ist die Bahn eine komplette Fehlplanung.“ Unter anderem ärgert ihn der Asphalt-Boden: "Der verursacht bei jedem Sturz schmerzhafte Abschürfungen. Ganz normaler Estrichbeton ist die bessere Alternative.“ Skateboarder Schulze hatte sich im vergangenen Jahr für die Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf qualifiziert - nach einer Trainingsverletzung in Genthin musste er seinen Start absagen.
Aus Sicht der jungen Sportler muss sich dringend etwas ändern. Ein Blick nach Burg zeigt ihnen, was möglich ist. Dort gibt es seit der Landesgartenschau 2018 einen Skatepark des Herstellers X-MOVE. Seitdem ist die Anlage im Goethepark ein Anziehungspunkt für alle Skater. Für Anfänger werden durch den Verein "Skate & Roll" auch Workshops angeboten. Im Sommer gibt es zahlreiche Skate Contests.
Davon sind die Genthiner noch meilenweit entfernt: "Wir kennen die Burger Vereinsmitglieder sehr gut, sie haben uns bei unserem Projekt volle Unterstützung zugesagt", erklärt Ernez Sadria.
Im vergangenen Jahr hatten die Skater Genthins Bürgermeister Matthias Günther zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen. Gezeigt hatten sie ihm eine weitere Fehlplanung, den benachbarten Spielplatz, der nie als solcher genutzt wurde. Hier sehen die jungen Leute genug Potenzial, die kleine Anlage zu einem echten Freizeitsportpark zu erweitern. Ernez Sadria nennt ein Beispiel aus Rathenow: Der dortige Rideplatz ist ein kostenloses Freizeit- und Bewegungsangebot der Stadt und des Kreissportbundes für junge Menschen der Region. Geboten werden hier frei zugängliche Sportgeräte, ein BMX-Pump-Track, eine Lagerfeuerstelle, ein Grill, zwei Fußballtore und natürlich eine ganz neue Skateanlage.
Was hat der Bürgermeister-Besuch gebracht? Immerhin gibt es eine städtische Fördermittelanfrage: „Wir recherchieren entsprechende Möglichkeiten“, sagte Bauamtsleiterin Dagmar Turian kürzlich im Genthiner Stadtrat. Unterdessen will eine private Initiative Tatsachen schaffen: „Allein auf Fördergeld zu warten, ist zu wenig. Wir wollen etwas bewegen“, sagt Bennet Wiese. Der Student aus Parchen engagiert sich als FDP-Mitglied auch politisch in der Region. Unter anderem ist er Mitglied des Wirtschaftsausschusses als Stadtratsgremium.
Wiese und Sadria gehören zu einer Gruppe junger Leute, die das Projekt Genthiner Skatepark voranbringen wollen. Zum Konzept gehört auch die Gründung eines Vereins. Bennet Wiese: „Wir können uns auf die Rückendeckung mehrere Stadträte verlassen.“ Das trifft unter anderem auf Sebastian Kroll zu. Das Stadtratsmitglied gehört zur Führungsetage des Jugendhauses „Thomas Morus“. Er sagt: „Je breiter die Initiative ist, umso schneller können wir etwas verändern.“
Tatsächlich gibt es die ersten Unterstützer aus Wirtschaft und Politik. Im Genthiner E-Center wird das Geld aus der Pfandflaschen-Spendenbox in das Skatepark-Projekt fließen: „Viele junge Menschen aus unserer Stadt verbringen in einem solchen Park ihre Freizeit. Sie treiben Sport, statt am PC zu daddeln. Deshalb unterstützen wir diese Aktion sehr gern“, sagt Martin Matthews aus der E-Center-Chefetage.
Die Wählergemeinschaft Pro Genthin gehört ebenfalls zu den Projekt-Förderern. Jedes Jahr betreiben die 30 Mitglieder einen Glühweinstand auf dem Genthiner Weihnachtsmarkt: „Traditionell geht ein großer Teil der Einnahmen an Jugend-Projekte unserer Stadt“, erzählt Vorsitzender Reinhard Templin. In den vergangenen Jahren profitierten Sportvereine, Jugendklubs, Jugendfeuerwehr oder Kitas von dieser karitativen Tradition.
Damit ist der Anfang gemacht: „Wir werden jetzt Konzepte erarbeiten und mit allen Beteiligten sprechen, unter anderem mit der Stadt und dem Morus-Haus“, sagt Bennet Wiese. Und: „Jede Unterstützung ist jederzeit willkommen.“
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