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Ronald Dieckmann: Wie man auf Schrott eine Existenz aufbaut

Für euch berichtet Falk Heidel

 

Verknüpft mit den Namen Ronald Dieckmann ist ein Genthiner Traditions-Unternehmen, das in diesen Tagen 25-jähriges Firmenjubiläum feiert. In die Selbständigkeit gestartet ist Dieckmann im Mai 1995 als mobiler Schrottsammler. Über die Jahre wuchs das Unternehmen zum lokalen Schrotthandel plus Containerdienst mit dem Firmensitz Am Mühlenfeld 6. Hier können die Einheimischen Schrott abgeben, Schüttgut ordern oder Container von 5 bis 40 Kubikmeter Größe bestellen für die professionelle Entsorgung von Abfällen aus dem privaten und industriellen Bereich. Ronald Dieckmann beschäftigt vier Mitarbeiter. Begonnen hat alles mit einem Autoanhänger. Aber der Reihe nach:

Schrotti! Einen solchen Spitznamen wird man nie wieder los. Das gilt auch für Ronald Dieckmann. Der gelernte Kfz-Schlosser aus Kade sagt zur Bestätigung: „Ich hatte schon immer ein Händchen für Metall in allen Formen - je größer, umso besser.“ Vor allem Fahrzeuge haben es ihm angetan. Motoren in allen Varianten begleiten sein beruflichen Alltag seit der Lehre in den 80er Jahren bei der PGH Motor in Genthin. Bis zum Ende der DDR arbeitete er als Lkw-Schlosser im ACZ und später als Kraftfahrer im Genthiner Firmensitz des Bau- und Montagekombinats Magdeburg. Gefahren ist er hier unter anderem einen Kraz. Das ist ein 240 PS starker Pritschenwaren mit 12 Tonnen Nutzlast sowjetischer Bauart aus den 60er Jahren. Der Dieselverbrauch lag nicht selten bei einem Liter pro Kilometer. Dieckmann sagt: „Ein faszinierendes Fahrzeug mit hölzernem Fahrerhaus und uriger Gewalt.“ 

Nach der Wende blieb er den riesigen Brummis treu, jedoch war die Technik weitaus moderner: „Ich war einige Jahre als Fernfahrer auf den Straßen Europas unterwegs.“ Doch es zog ihn wieder in die Heimat. Und sein Fahrzeug wurde kleiner. Viel kleiner: Mit Golf plus Anhänger zog Ronald Dieckmann als Schrottsammler durch das Genthiner Land. Deshalb trägt er seit 1995 den Spitznamen Schrotti. Über einen Mangel an Arbeit konnte er sich an keinem Tag beklagen: „Ich habe den Schrott bei den Leuten daheim eingesammelt und verladen.“ Ein Jahr später schafft er sich einen Multicar an.

In den ersten fünf Jahren seiner Firmengeschichte bleibt er Alleinunternehmer. Bis 2008 wächst das Unternehmen rasant als Schrotthandel mit Containerdienst. Bis zur Finanzkrise vor zwölf Jahren beschäftigt Dieckmann 16 Mitarbeiter. In dieser Konjunktur-Flaute schrumpft er das Unternehmen gesund: „Mit den vier Mitarbeitern heute funktioniert der Ablauf reibungslos. An dieser Anzahl wird sich nichts mehr ändern“, sagt der Unternehmer mit Blick auf die kommenden Firmenjubiläen.


Zu seinem Alltag gehören wieder die Fahrzeuge von ganz schwerem Kaliber: „Oft sitze ich an einem Tag auf fünf verschiedenen Baumaschienen.“ Zum Beispiel ein riesiger Radlader von Orenstein & Koppel mit 170-Kilowatt-Motor und mächtiger Zahnschaufel. Ähnlich gigantisch wie der sowjetische Kraz. Dieckmann Faszination ist große und historische Technik, wie sie bei vielen Oldtimertreffen präsentiert wird - und keinesfalls für den Schrott vorgesehen ist.

Stichwort historisch: Wer Schrott sammelt, findet auch Schätze. Davon haben sich so einige auf dem Schrottplatz Am Mühlenfeld angesammelt. Am Eingang zum Büro, das von Ines Lemke geführt wird, steht eine bestens erhaltene Wäschetruhe aus Uromas Schlafzimmer. Zu den Zeitzeugen auf einem Regal gehören alte Radios, Milchkannen, Werkzeug, Geschirr und tausend kleine Dinge aus einem Land vor unserer Zeit. Ronald Dieckmann: „Ein gewisser Blick für Rares und der entsprechende Respekt vor den Alltagsgegenständen unserer Vorfahren gehört für uns ganz selbstverständlich dazu.“

 

 


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