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Kreishandwerksmeister Zahn: Nach fünf Wochen Krise wird die Lage für unsere Betriebe dramatisch

Corona - und kein Ende in Sicht! Wir sorgen uns um die Gesundheit und um die wirtschaftlichen Folgen dieser virologischen Krise. Wie steht es um die Handwerksbetriebe in Mitteldeutschland? Bei den meisten Unternehmen ist die Auftragslage alarmierend. Darüber sprach Alpha-Reporter Falk Heidel mit Elbe-Börde-Kreishandwerksmeister Konrad Zahn.

 

Alpha-Report: Herr Zahn, was antworten Sie in diesen Tagen unseren Handwerksmeistern, die um ihre Existenz fürchten?

Konrad Zahn: Wir arbeiten daran, alle Mitgliedsunternehmen über aktuelle Fördermöglichkeiten kurzfristig zu informieren und bei der Beantragung behilflich zu sein. Immerhin gehören zur Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde insgesamt 800 Mitgliedsbetriebe.

 

Alpha-Report: Wie optimistisch sind Sie, dass wirklich jeder Betrieb diese Krise überstehen wird?

Konrad Zahn: Schwierige Frage. Ich bin tatsächlich optimistisch, dass alle Handwerker die Krise überstehen werden, wenn sie nicht länger als drei bis fünf Wochen andauert. Sollte uns dieser Ausnahmezustand länger beschäftigen und noch mehr Einschränkungen veranlasst werden, verlässt mich mein Optimismus. Bei fünf Wochen sind die staatlichen Hilfen für Kleinbetriebe schon zu gering.  Es kommt bei allem Optimismus auch auf die Solidarität der Partner der einzelnen Betriebe an. Wie sieht es mit Stundung oder Aussetzung von Mieten oder Krediten aus? Das sind Faktoren, die für ein Überleben wichtig sind.

 

Alpha-Report: Stichwort Hilfen - in diesen Tagen wird oft von Hilfskrediten gesprochen. Ist dieses Instrument aus Ihrer Sicht geeignet, um einen Betrieb am Leben zu erhalten? Oder ist es sogar eine gute Gelegenheit, um zu investieren und den Betrieb für die Zukunft aufzustellen?

Konrad Zahn: Das sind unterschiedliche paar Schuhe. Für den einen ist es wichtig, einen Hilfskredit zu bekommen, dieser sollte aber zinslos sein und vor allem unkompliziert. Der Handwerker muss natürlich jeden Kredit refinanzieren können. Banken sollten dabei unkompliziert handeln. Die Kredite machen nur Sinn, wenn sie von Land oder Bund abgesichert werden. Es wird immer Betriebe geben, die eine solche Situation als Chance begreifen, um schnell und unkompliziert an frisches Geld zu kommen, um ihren Betreib für die Zukunft gut aufzustellen. Aber: Handwerks-Betrieben, die jetzt schon wegen der Corona-Krise schließen mussten, hilft aus meiner Sicht auch kein Kredit. Sie können die Verluste nicht im Nachhinein aufholen. Diesen Handwerkern hilft nur eine Stundung der Kosten.

 

Alpha-Report: Auf der einen Seite gibt es Betriebe, die keine Arbeit für ihre Leute haben. Andererseits gibt es Branchen, die händeringend Arbeitskräfte suchen, zum Beispiel in der Landwirtschaft. Könnten Sie sich entsprechende Kooperationen vorstellen?

Konrad Zahn: Ich glaube nicht, dass es entsprechende Kooperationen geben wird. Wir sprechen von Betrieben, die auf Grund der Corona-Krise keine Arbeit haben. Eine solche Kooperation kann nicht von den Firmen kommen. Da ist der einzelne Arbeitnehmer gefragt, in wie weit er in der Landwirtschaft bereit ist, Aushilfsarbeiten zu tätigen. Wenn, dann jetzt bei der Gemüseernte, Spargel und später alle Beeren. Auch in einzelnen Handwerksbereichen gibt es noch Bedarf an Arbeitskräften, aber nur Fachkräfte für die speziellen Bereiche. Man kann nicht eine Friseurin oder einen Goldschmied in einem anderen Handwerk oder in der Landwirtschaft einsetzen.

 

Alpha-Report: Wie lautet Ihr persönlicher Rat an unsere Handwerksmeister?

Konrad Zahn: Ruhe bewahren, Abstand halten und die Maßnahmen der Regierung beachten. Keinen Mitarbeiter unnötig in eine Gefahrensituation schicken. Vor jedem sozialen Kontakt mit einem Kunden abklären, ob der Kunden in den letzten Tagen in einem Risikogebiet war oder Kontakt mit Leuten hatte, die in einem solchen Gebiet waren. Wenn ja, den Auftrag verschieben.

 

 

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