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Waschbär, Wildsau und der König des Waldes: Naturfilmer Antje und Thomas Wöhling kommen ihnen ganz nahe

Aus Tucheim berichtet Falk Heidel

 

 

Hase, Hirsch und Hollerbusch: Antje und Thomas Wöhling finden Motive in unseren Wäldern, die nur wenige Menschen im Original zu sehen bekommen. Urlaub verbringt das Ehepaar aus Tucheim weder auf Mallorca noch am Schwarzmeer-Sonnenstrand: „An unseren freien Tagen beobachten wir Rotwild-Brunften und andere Tiere in freier Wildbahn“, erzählt Antje Wöhling. 

Ein ganzes Jahr lang war das Tucheimer Ehepaar in den Wäldern Ostdeutschlands zwischen Oberwiesenthal und dem Darß an der Küste unterwegs. Herausgekommen ist faszinierendes Filmmaterial über mehrere Stunden, das die Wöhlings ihren Besuchern zwei Tage lang auf Großbildleinwand präsentieren werden. Zum 14. Mal gibt es die zweitägige Veranstaltung am 11. und 12. Januar (jeweils 10.30 bis 18 Uhr) in der Tucheimer Gaststätte "Zum Fiener" bei Wildgerichten, Kaffee und Kuchen. Auch eine Trophäenschau, ein Kettensägenkünstler, Ganzkörperpräparate und ein Basteltisch mit Naturmaterialien gehören zum Rahmenprogramm.

Sieht aus wie ein Einhorn, ist aber ein Rehbock.
Sieht aus wie ein Einhorn, ist aber ein Rehbock.

Mit ihrem Mann ist Antje Wöhling seit über 20 Jahren in unseren Wäldern unterwegs – immer mit einer Videokamera, niemals mit einem Gewehr: „Das ist unsere Art der Entspannung vom Berufsalltag.“ Dabei kommen sie ganz nah heran an wilde Tiere, die sich im Normalfall zügig aus dem Staub machen. Zum Beispiel ein Nutria - ein stattliches Exemplar, etwa acht Kilo schwer. Thomas Wöhling: „Wir waren im Fiener bei Königsrode unterwegs, als mir der kleine Kerl über den Weg lief.“ Ebenso wie der Waschbär gehören Nutrias zu den Arten, die nicht immer bei uns heimisch waren: „Der Nutria wird auch Schweif-Biber genannt“, sagt Antje Wöhling. Sie geht davon aus, dass es sich um einen Nachfahre von Tieren aus einer Pelztierfarm handelt. 

Zu den spannendsten Beobachtungen der Wöhlings gehört ein Einhorn. „Das Tier war so nah, dass ich es greifen könnte“, erzählt Thomas Wöhling von dieser sensationellen Begegnung. Allerdings konnte er unter diesen Umständen nicht filmen: „Doch dieses Erlebnis ließ mir keine Ruhe.“ Also ist er am selben Tag nochmal zum Schauplatz zurück - und tatsächlich, die kleine Rehbock mit nur einer Geweihstange in der Mitte hat sich noch einmal blicken lassen. Jetzt können die Besucher von Wöhlings Naturfilmausstellung dieses seltene Wildexemplar auf der Großbildleinwand kennenlernen. Zeigen wird das Paar seinen Besuchern insgesamt sechs Filme mit mehr als drei Stunden Spieldauer. Allesamt sind mit Musik und kurzen Erklärungen Antje Wöhlings hinterlegt. Auch ein lustiges Märchen-Medley mit einheimischen Darstellern gehört dazu.

Allerdings geht es den Wöhlings nicht nur um Tierfilme. Antje: „Wir dokumentieren die Natur als Ganzes. Dazu gehören auch Pilze, Pflanzen, Sonnenaufgänge, Schneestürme oder eine Raupe mit ihren tausend Härchen in Nahaufnahme. Auf der anderen Seite bietet unsere Tierwelt atemberaubende Bilder: Zum Beispiel ein Basthirsch im Rapsfeld oder Trappen, Störche, Buntspechte oder Neuntöter aus der Vogelwelt. Letzterer ist dafür bekannt, Beutetiere auf Dornen aufzuspießen. Zu seiner Nahrung zählen vorwiegend Großinsekten, aber auch kleine Säugetiere und Vögel.

„Wir wollen den Menschen die Natur auf unsere Art und Weise näher bringen - ohne pompöse Studioaufnahmen und Bilder aus Wildtiergattern“, sagt Thomas Wöhling. Seine Favoriten sind nach wie die Rothirsche und ihre Brunft: „Dieser Hirsch ist der König unserer Wälder.“ Manchmal schaffen es die Wöhlings, ein solches Tier über mehrere Jahre zu begleiten: Zum Beispiel einen achtjährigen Prachtburschen, der vor etlichen Jahren eine Schussverletzung überlebte - die entsprechende Narbe ist gut zu sehen.

Die Wöhlings sind Jäger ohne Gewehre. Und oft mit hiesigen Waidmännern und -frauen nicht einer Meinung. Thomas sagt: „Umso mehr freuen wir uns, wenn wir auch von hiesigen Jägern Tipps bekommen, wo es gute Aufnahmen zu holen gibt.“ Sie gehören zu den Kritikern der Art und Weise, wie in vielen Teilen Deutschlands Forst- und Jagdwirtschaft betrieben wird: „Es ist nicht zu ertragen, wenn ganze Einstandsgebiete leergeschossen werden. Viel zu oft gewinnt der Kommerz die Oberhand.“ Und: „Es wird sehr viel auf den Wolf geschoben, aber hier sind zu viele zweibeinige Wölfe unterwegs.“



Ein Blick in den Wald

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