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Himmelblau & Sonnengelb: Ein Experiment in knalligen Farben

Aus Hermsdorf berichtet Falk Heidel

 

Ihre Schürze ist ebenso blütenweiß wie die frisch gestrichene Grundierung auf der Leinwand, die Eleni Siebert mit einem Fön trocknet. Die 15-jährige Gymnasiastin lässt sich in der Galerie von Künstlerin Michaela Meves-Tauch auf ein Experiment ein. Letztere behauptet: „In jedem Menschen steckt ein Künstler.“ Schülerin Eleni sieht das anders: „Ich kann nicht malen.“ Mit ihren fünf Mitschülern sowie Sandra Lendner und Lehrerin Lydia Hanke will Eleni Siebert herausfinden, ob unterschiedlich talentierte Menschen in der Lage sind, ein kleines Kunstwerk zu erstellen.

Mit jeweils drei Farben geht es an die Hintergrundgestaltung der 30 mal 40 Zentimeter großen Leinwand. Pink, Blau und Ziegelrot sind Elenis Farben, die sie vorsichtig mit den Fingern aufträgt. Paint & Smile nennt sich die Methodik - Malen & Lächeln. Künstlerin Michaela Meves-Tauch beherrscht beides. Jeden ihrer Schüler bringt sie mit wenigen Handgriffen und einigen Wasserspritzern auf den gleichen Stand. Sarah Müller und Friederike Asmus haben sich für eine Farbkombination aus Blau, Grün und Pink entschieden. Nach einigen Arbeitschritten entstehen auf den Leinwänden ganz individuelle Farbverläufe mit hauchzarten Übergängen. Friederike Asmus blickt zufrieden auf ihre noch unfertige Leinwand: „Gefällt mir.“ Die Hobby-Handballerin nutzt ansonsten häufiger Buntstift und Zeichenblock: „Ich zeichne Mangas“, erklärt der Fan der asiatischen Lebenskunst. Auch Sarah Müller stellt sich beim Malen sehr geschickt an: „In der Schule beschäftigen wir uns derzeit mit der Porträtmalerei. Das hier ist aber eine ganz andere Kategorie.“ 

Die Maltechnik bezeichnet Michaela Meves-Tauch als „Abenteuer im Kopf“. Bedeutet: Manchmal ergeben die Konturen des Farbverlaufs das Vordergrund-Motiv des fertigen Kunstwerks. Bei Sarah Müller ist ein Auge der Hauptact auf der Leinwand, Friederike hat sich für das Peace-Zeichen entschieden und Eleni hat eine menschliche Silhouette angedeutet. Die Künstlerin schaut zufrieden auf den großen Arbeitstisch in ihrer Galerie im Hermsdorfer Elbepark. Zum Beispiel auf die Baumkrone von Emma Lendner. Ihre Mutter hat ein großes Herz gestaltet, Charlize Lambertz eine Katze und Lehrerin Lydia Hanke einen Vogel.

Umgekehrt haben die Schüler während der Arbeit die Künstlerin befragt. Sie erstellen eine Biografie von Michaela Meves-Tauch als kleiner Teil einer Ausstellung mit dem Namen „Sport trifft Kunst“. Diese Ausstellung beschäftigt sich mit der Historie und den sportlichen Aspekten des Parchener Fienercrosslaufs ebenso wie mit den Künstlern, die in den vergangenen drei Jahren individuelle Gemälde als Siegertrophäen gemalt hatten: Christiane Thomas, Silke Zimmermann und 2017 Michaela Meves-Tauch, die sich vor genau drei Jahren mit ihrer Galerie „Himmelblau & Sonnengelb“ selbständig gemacht hat. Zu ihren Markenzeichen gehören knallige Farben. In der Galerie veranstaltet sie Workshops und individuelle Malkurse. Sie ist fest davon überzeugt: "In jedem Menschen steckt ein Künstler. Und ich verhelfe den verborgenen Talenten zum Durchbruch." Im Falle von Eleni Siebert hat es funktioniert: "Wir haben alle großartige Bilder hinbekommen." Zwei Stunden nach der Grundierung ist ihre Schürze noch immer blütenweiß - nur die Finger sind bunt. 

Die Inspiration zu ihrer beruflichen Existenz von Michaela Meves-Tauch kommt aus Österreich. 

Dort stellt der Linzer Künstler Friedrich Wurm die Freude an der Malerei in den Vordergrund. Mit seiner „Symphonie der Farben" ist er nicht nur in seiner Galerie, sondern auf nationalen und internationalen Kunstmessen in Europa und den USA  erfolgreich. Wurm (Jahrgang 1954) ist der Erfinder einer Maltechnik, die er "Paint & Smile" genannt hat. Diese Technik wird von Franchisepartnern in mehreren Ländern gelehrt. Unter anderem von Michaela Meves-Tauch im Hermsdorfer Elbepark.

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