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Seltene Ehre: Fünfter Dan für Judoka Ines Ernst-Schiller

Ines Ernst-Schiller mit den besten Sportlern ihrer aktuellen Trainingsgruppe: Linus Winkler, Bruno Lau, Lea Milatz und Josef Bill. Foto: Alpha-Report
Ines Ernst-Schiller mit den besten Sportlern ihrer aktuellen Trainingsgruppe: Linus Winkler, Bruno Lau, Lea Milatz und Josef Bill. Foto: Alpha-Report

Es ist die dritthöchste Auszeichnung im Judosport: Der Landesverband Sachsen-Anhalt verlieh den fünften Dan kürzlich an Trainerin Ines Ernst-Schiller für "besondere Verdienste in der Jugendarbeit". Seit 1992 trainiert sie in Genthin junge Menschen in einer  japanische Kampfsportart, deren Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ ist. Judo bedeutet wörtlich „sanfter Weg“. Diesen sanften Weg geht Ines Ernst-Schiller seit ihrem zehnten Lebensjahr. Natürlich kann sie sich an die Anfänge erinnern: "Meine ersten Übungen fanden 1974 auf einem Hinterhof an der Magdeburger Straße bei Trainer Werner Pelzer statt." Von diesem Tag an kommt sie von ihrem Sport nicht mehr los. Die Faszination daran beschreibt sie so: "Judo fördert gerade für junge Menschen wichtige Werte - den Gegner zu achten und zu respektieren. Wer hundertmal hinfällt, muss hunderteinmal aufstehen."

Ines Ernst-Schiller mit der Urkunde für den 5. Dan. Foto: Alpha-Report
Ines Ernst-Schiller mit der Urkunde für den 5. Dan. Foto: Alpha-Report

Für Ines Ernst-Schiller ist Judo der Gebrauch von Geist und Körper, um sich selbst zu einer reifen Persönlichkeit zu entwickeln. In den Jahren nach der Gründung 1958 hat sich ihr Genthiner Judoclub zu den erfolgreichsten Vereinen in Mitteldeutschland entwickelt.

In den 70er und 80er Jahren waren es mehrere leistungssportliche Persönlichkeiten, die zunächst Dynamo und später den Polizeisportverein in Genthin prägten. Zu ihnen zählen außer Werner Pelzer unter anderem Joachim Senger, Manfred Rode, Roland Lederer, Renato Lorenz, Dieter Lehmann und Lutz Pelzer. Und Ines Ernst war als junge Sportlerin mittendrin: "Das damalige Vereinsleben ist mit dem heutigen nicht zu vergleichen. Der Zusammenhalt war riesig. Zu Turnieren sind wir mit Lkw gefahren, alle Sportler saßen auf der Ladefläche." Die großen Wettkämpfe in der Republik hießen seinerzeit Kinder- und Jugend-Spartakiade sowie Pionierpokal. Bei einem Wettkampf Ende der 70er Jahre in Bad Schmiedeberg belegte Ines Ernst Platz drei. Den Kampf um den Finaleinzug hatte sie gegen eine Rostockerin verloren: "Mein Trainer wollte schon nach Hause fahren. Ich sagte ihm, dass ich mir erst die Bronzemedaille holen werde." 

Nachdem sie 1992 ihre Trainertätigkeit beginnt, fördert der Verein regelmäßig Talente bis hin zur deutschen Spitze. Vor allem die Mädels sind überdurchschnittlich erfolgreich. Teresa Zenker, Friederike Ernst, Julia Radzium, Maria Morche, Sophie Nedwidek, Annika Fabian und Sabrina Wendt gehörten zu einem Team, das unter anderem die Mitteldeutschen Meisterschaften gewann. Ines Ernst: "Eine derart homogene Truppe bekommt man als Trainer nicht alle Tage zusammen." Teresa Zenker ist Vizeweltmeisterin in der U21. Und auch im Erwachsenen-Bereich hat sie bei internationalen Wettkämpfen mehrere Medaillen eingesammelt. Zuletzt holte sie Bronze bei den European Open in Tallinn (Estland) - mittlerweile für den SV Halle.

Katharina Ernst, Gary Kirste und Robert Ernst gehören zu den Schülern von Ines Ernst, die Medaillen bei Deutschen Meisterschaften gewonnen haben. 

 

Judo-Freundschaft in Südafrika

 

Bei den Deutschen Meisterschaften 1997 belegt Annika Fabian Platz fünf.  Im September desselben Jahres wird Genthin zum Landesleistungs-Stützpunkt geadelt. Eine Woche zuvor erhält Ines Ernst die Berufung zur Jugendleiterin des Landesverbands. Die Funktion hat sie nach wie vor inne.  Zudem ist sie Vorsitzende des Genthiner Judo Clubs. Zu den aktuellen Leistungsträgern des Clubs gehört die 14-jährige Lea Milatz. In ihrer Gewichtsklasse gehört sie zu den besten in Sachsen-Anhalt. Doch insgesamt vermisst die Trainerin den Leistungswillen ihrer früheren Schützlinge: "Es fehlt an jungen Leuten, die sich für den Erfolg quälen wollen." 

Die dreifache Mutter hat auch nach den Geburten den Drang zum Judosport nie verloren. Auch ihre Kinder haben ihre Spuren in diesem Sport hinterlassen: "Über die Judomatte haben sie auch für das Leben einen gewissen Ehrgeiz entwickelt - sie lassen sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen." Sohn Martin arbeitet häufig ehrenamtlich als Ringarzt bei Wettkämpfen für den Verein sowie dem Landesverband. Robert besitzt ebenfalls den Schwarzen Gürtel (3. Dan). Ihre Dan-Prüfung zum Schwarzen Gürtel in Halle bestand Friederike nach einer langen Verletzungspause 2013. Unter anderem unterstützt sie ihre Mutter heute im Trainerteam des Judoclubs neben Irene Herrmann, Johannes Voigt und Andreas Nitsche. Kinder ab drei Jahren lernen in der alten Judohalle an der Fichtestraße die ersten Handgriffe dieses Kampfsports. Im Mai dieses Jahres fanden die U15-Landesmeisterschaften in Genthin mit knapp 100 Teilnehmern statt. Der Verein bewirbt sich auch für das kommende Jahr um diese Meisterschaften.

Ines Ernst-Schiller (45) war einst als Hebamme unterwegs, heute arbeitet sie als mobile Gesundheitshelferin. Verheirat ist sie mit Dr. Frank Schiller. Der Präsident des Judo-Landesverbands ist Träger des 7. Dan. 

Nicht immer steht nur der Wettkampf im Vordergrund - die Judokas pflegen einen Austausch mit Sportlern aus Südafrika. Entstanden ist diese Kooperation bei einem Schüleraustausch ihrer Tochter Friederike Ende der 90er Jahre. 

 

 


Ines Ernst-Schiller (Mitte) mit Trainerkollegin Irene Herrmann sowie Sohn Martin. Foto: Alpha-Report
Ines Ernst-Schiller (Mitte) mit Trainerkollegin Irene Herrmann sowie Sohn Martin. Foto: Alpha-Report

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