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Volksbank-Vorstand Martin Trahe zu Krediten und Zinsen: Der Wind wird rauer

Aus Burg berichtet Falk Heidel

 

Eine Genossenschafts-Generalversammlung ist wie eine Zeugnisausgabe zum abgelaufenen Geschäftsjahr. So gesehen, hat die Volksbank Jerichower Land kürzlich in Burg den Abi-Ball gleich noch draufgepackt - die Bänker feierten im großen Festzelt eine Mitglieder-Wiesn mit Musik, Trachten, Biermaß und Leberkäse. 

Zunächst lieferten die Vorstände Martin Trahe und Stefan Hildebrand Zahlen, Fakten und Ausblicke zur Jahresbilanz 2018. Mit einer Bilanzsumme von 318 Millionen Euro steht die Bank nach wie vor auf sicheren Fundamenten.

Martin Trahe sprach von einem "zufriedenstellenden und fordernden Geschäftsjahr". Wie alle Banken stöhnen auch die hiesigen Vorstände über die europäische Niedrigzinspolitik. Erst kürzlich hat die Zentralbank die Leitzinsen auf minus 0,5 Prozent gesenkt. Weil Kreditzinsen zu den größten Einnahmequellen einer Bank gehören, wirkt sich diese Tatsache auf die Volksbank-Bilanz aus. Seit 2015 schrumpften die entsprechenden Einnahmen innerhalb von drei Jahren um eine Million auf aktuell 5,8 Millionen Euro. Entsprechend hat die Bank auf diese Umstände reagiert: "Ja, wir haben in einigen Teilbereichen die Gebühren erhöht. Aber wir haben keine Filialen geschlossen, keine Sparverträge gekündigt und keine Mitarbeiter abgebaut", sagte Trahe.  Ein Kompliment machte er den Bankmitarbeitern, die das Haus  "durch Fleiß und Engagement durch diese schweren Zeiten führen". Mit den Schlagworten Brexit, Handelskrieg, Trump und Erdogan sagte Trahe: "Der Wind wird rauer." 

Sein Vorstands-Kollege Stefan Hildebrand sortierte seine Bank in die internationale Finanzwelt ein: "Aktuell kühlt sich das Geschäftsklima ab, aber wir haben noch keine Rezession." Seiner Meinung nach ist ein Ende der lockeren Geldpolitik nicht in Sicht: "Gut für Häuslebauer - Verlierer sind die Sparer." Hildebrand kündigte an, dass sich die Bank mit dem Thema Negativzins beschäftigen müsse: "Dabei werden wir die Anlagen unserer Kleinsparer natürlich nicht anfassen. Dies gilt auch für längerfristige Guthaben unserer Stammanleger." Mit Blick in die Zukunft sagte Hildebrand: "Wir werden keine Filialen schließen, aber unsere Produktpalette konkretisieren." Dazu wird die Bank demnächst eine Kundenbefragung starten: Wie soll sich die Bank künftig aufstellen?

Wirtschaftsprüfer Mario Kießling vom Genossenschaftsverband sagte: "Die Bank ist solide aufgestellt. Die Ertragslage ist zufriedenstellend." Für einen Schüler wäre das die Note 2.

Neusortiert hat sich der Aufsichtsrat nach der Generalversammlung. Nach fast 32 Jahren Mitgliedschaft in diesem Gremium scheidet Konrad Zahn aus Altersgründen aus. Der Handwerksmeister aus Gommern hat dabei gute und schlechte Zeiten erlebt. "Meine betriebswirtschaftliche Einstellung hat sich mit dieser Tätigkeit zunächst geändert und später gefestigt", sagte Zahn. Zwei weitere Aufsichtsratsmitglieder mussten sich einer turnusmäßigen Wiederwahl stellen: Der Vorsitzende Michael Opitz (er führte als Moderator durch den Abend) und Möckerns Bürgermeister Frank von Holly, der aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend war. Zudem kandidierte Dennis Drobek aus Niegripp. Das Wahlergebnis war überraschend. Von drei Kandidaten ziehen nur zwei in den Aufsichtsrat ein. Während Michael Opitz eine satte Mehrheit bekam, entschied nur eine Stimme zu Gunsten Drobeks - er erhielt 124 Stimmen, von Holly 123!

Unterdessen sorgten die Geschäftsführung der Bank sowie aktuelle und ehemalige Mitglieder des Aufsichtsrats mit kleinen Geschenken und reichlich Komplimenten für einen würdigen Abgang Konrad Zahns. Michael Opitz: "Ich schätze seine Kompetenz und Verlässlichkeit." Also war es fast logisch, dass Konrad Zahn den Freibier-Fassanstich zelebrieren durfte: O'zapft is!

 

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