Solche Eigenschaften bringt auch Salif Sangare mit an seinen Arbeitsplatz bei Blumhagel-Automobile an der Grabower Landstraße in Burg. Sein Ausbilder Vitali König sagte am Rande der Festveranstaltung: „Salif ist ein guter Kerl. Er lernt schnell und ist bei uns in der Werkstatt universell einsetzbar.“ Der junge Mann kam 2012 aus Mali nach Deutschland. Jetzt gehört er nach dreieinhalb-jähriger Ausbildung zum 15-köpfigen Mitarbeiterstamm des Autohauses. „Seine Muttersprache ist französisch, das macht die ohnehin schon anspruchsvolle Ausbildung für ihn noch komplizierter. Doch das hat er mit entsprechender Hilfe sehr gut gemeistert“, sagte Udo Sturm. Der Vorsitzende des Gesellenprüfungs-Ausschusses war auch sein Berufsschullehrer. Sturm gratulierte auch Jan Melz von der Pietrzak Moto-Tech GmbH in Genthin zur bestandenen Gesellenprüfung mit Auszeichnung sowie Dominik Müller aus der Genthiner Kfz-Werkstatt Lehmann, der seine Ausbildung verkürzte und in Magdeburg für sehr gute Leistungen ausgezeichnet werden sollte. Udo Sturm: „Er konnte nicht kommen, weil sein weiterführendes Studium an der FH in Brandenburg bereits begonnen hat.“ 

Nach einer verkürzten Ausbildung hält auch Chris Kienscherf seinen Gesellenbrief in den Händen. Seine Tischler-Ausbildung hat er im elterlichen Betrieb, der U.P.R. Kienscherf GmbH in Genthin, absolviert. Jetzt steigt er als Geselle in den Betrieb ein: „Und wer weiß, vielleicht werde ich die Firma eines Tages von meinem Vater übernehmen“, erzählt der 25-jährige Genthiner. „Dann wäre dies die fünfte Generation“, sagt Vater Carsten, der aktuelle Chef eines Unternehmens mit 110-jähriger Firmengeschichte. Zunächst wollte sich Chris Kienscherf in eine ganz andere Richtung entwickeln. Nach dem Abitur schloss er eine Lehre bei einem VW-Zulieferer im thüringischen Nordhausen ab. „Damals wollte ich auf keinen Fall Tischler werden.“ Eine Zusatzausbildung zum Europa-Kaufmann schließt sich an. Doch mit der Zeit wird im klar: „Ich möchte nicht den Rest meines Berufslebens auf einem Bürosessel verbringen.“ Mittlerweile hat Kienscherf den Alltag eines Handwerkers schätzen gelernt: „Die Arbeit in der Baubranche ist faszinierend und abwechslungsreich. Du kannst den Fortschritt jeden Tag sehen und anfassen.“ Die Bautischler-Firma mit sechs Mitarbeitern ist im mitteldeutschen Raum unterwegs. Zum Portfolio gehören unter anderem Türen, Fenstern, Trockenbau und Insektenschutz.

Über die Fenster in der Magdeburger Johanniskirche als Handwerkskunst sprach Oberbürgermeister Lutz Trümper in seiner Rede. Der Dresdner Künstler Max Uhlig hat 13 Stück in Handarbeit gefertigt beziehungsweise mit Bleiverglasung versehen. Trümper meint: „Unsere Zukunft hängt auch davon ab, wie wir unsere jungen Menschen ausbilden.“  Als Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde würdigte Diane Sommer die Johanniskirche als idealen Veranstaltungsort für eine Freisprechung: „Unsere Kooperation mit der Landeshauptstadt ermöglicht es uns unter anderem, diesen einzigartigen Rahmen für diesen Anlass nutzen zu dürfen.“

Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Burghard Grupe blickte in seiner Festrede auch in die Vergangenheit: „Das Handwerk hat in den vergangenen Jahrhunderten mehrere Gesellschaftsformen und viele politische Krisen überlebt. Industrie, Handel und die öffentliche Hand brauchen das Handwerk.“ In Richtung Politik sagte er: „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für das Handwerk.“ Als Beispiel nannte er das Azubi-Ticket: „Ich hoffe, dass die Landesregierung diesbezüglich endlich Nägel mit Köpfen macht.“ Ähnlich sieht es Kreishandwerksmeister Konrad Zahn: „Heute ist ein guter Tag für die jungen Gesellen und ein guter Tag für das Handwerk. Eine gute Ausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.“

All diese Reden, die feierliche Zeugnisausgabe und die Musik von Andreas Thust hat die kleine Medgeawit tapfer überstanden. Zur Belohnung gab es ein Stück Kirschkuchen vom Handwerker-Buffet und ein Selfie mit ihrem Papa, dem frischgebackenen Handwerksgesellen.