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Bodybuilder Christian Möhrings Weg zur Ostdeutschen Meisterschaft

Aus Parchen, Genthin und Fürstenwalde berichtet Falk Heidel

„Für ein anständiges Rindersteak mit gutem Gemüse lasse ich alles stehen und liegen“, sagt Christian Möhring. Im Leben des 32-jährigen Berufsfeuerwehrmanns spielt die Ernährung eine ganz große Rolle – der Parchener ist Ostdeutscher Meister im Bodybuilding. Den Titel holte er sich im Mai in Fürstenwalde. Bei den Deutschen Meisterschaften kurz darauf in Cuxhaven sprang ein guter Mittelfeldplatz heraus. Möhring startet in der Kategorie Men's Physique. Er sagt: „Hier geht es nicht um pure Muskelmasse, sondern um Proportionen, Symmetrie und Körperhaltung. Optimal ist eine gewisse Livestyle-Ästhetik aus dem Fitnessbereich.“ Bedeutet: Ein durchtrainierter Körper wird erst mit gut sichtbarem Six Pack eindrucksvoll. Dafür muss der Körperfettanteil möglichst tief sein.

Das Training für ein solches Ergebnis ist knallhart. Sieben Wochen vor dem Wettkampf beginnt die intensive Vorbereitungsphase. Für das große Ziel geht Christian Möhring sechsmal pro Woche ins Genthiner Shivanja-Fitnessstudio. Die meisten Übungen absolviert er im Kraftraum – ergänzt durch Einheiten aus dem Ausdauerbereich: „Meine Trainingspläne habe ich in diesem Jahr allein geschrieben. Unterstützung hatte ich jederzeit von den Shivanja-Trainern um Maik Sauer.“ Der wiederum sagt zu seinem Vorzeige-Athleten: „Christian ist ein gutes Beispiel, dass man diesen Sport mit sauberen Mitteln auf höchstem Niveau betreiben kann.“

Zeigen müssen die Sportler beim Wettkampf vier Posen: Ansicht von vorn und hinten, sowie eine Vierteldrehung nach rechts und links mit jeweils einer Hand an der Hüfte. Ein solches Event ist natürlich auch Show. Für Möhring jedoch ist der Sport das Spiegelbild seiner bewussten Lebensweise - ohne Alkohol und Nikotin, dafür mit knallhartem Training - und das neben seiner Arbeit. Der gelernte Forstwirt ist Berufsfeuerwehrmann und Notfall-Sanitäter. „Die Gesundheit ist für mich das höchste Gut. Alles andere ist Nebensache.“

Unter dieser Prämisse geht Christian Möhring in die Wettkampf-Vorbereitung: „Du kannst trainieren wie du willst, ohne sinnvolle Ernährungsumstellung wirst du den gewünschten Effekt nicht erzielen.“ Erfolg setzt sich laut seiner Erfahrung aus 70 Prozent Ernährung und 30 Prozent Training zusammen. Mit einem Frühstück aus Obst, Quark und wenig Haferflocken startet er in einen Trainingstag. Grundsätzlich gilt: Fast kompletter Verzicht auf Kohlenhydrate, stattdessen mageres Fleisch, Ei, Fisch und sehr viel gutes Gemüse. Süßigkeiten reizen ihn nicht: „Ich setze auf natürliche Produkte, auf hochwertige Öle und Fette. Industriell verarbeitete Lebensmittel kommen nicht in Frage, ich koche und backe selbst.“

Studio-Betreiber Maik Sauer meint: „Eigentlich hält sich Christian nur an die Regeln einer gesunden Ernährung.“ Dabei ist dieses „nur“ ziemlich relativ: Denn der Verzicht auf Kohlenhydrate verändert das Wesen massiv: „Du bist in solchen Trainingsphasen nicht der Mensch, der du eigentlich bist“, sagt Christian. In der Vorbereitung auf die Ostdeutsche Meisterschaft hat er elf Kilo abgearbeitet – von 93 auf 82 Kilogramm. Fitnesstrainer Maik Sauer: „Ein solches Programm verlangt einem Sportler unfassbar viel Disziplin ab.“

Kurz vor dem Wettkampf geht es zusätzlich noch darum, zu entwässern, um für die Kür auf der Showbühne die Form und Strähnigkeit des Oberkörpers zu definieren. Nach all den Strapazen meint Christian Möhring: "Vordergründig bin ich nicht stolz auf den Sieg, sondern dass ich die Vorbereitung ohne Trainer und ohne Abstriche gemeistert habe.“ Aus seiner Sicht gibt es drei wichtige Voraussetzungen für einen solchen Trainings-Extremmarathon: „Du musst dich körperlich gut fühlen, du musst Zeit fürs Training haben und brauchst die Unterstützung von Familie und Umfeld.“

Bleibt die Frage, wie Christian Möhring zum Bodybuilding gekommen ist. Bis vor fünf Jahren war er gewöhnlicher Fitnessstudio-Besucher. „Ich fuhr als Zuschauer zu den Ostdeutschen Meisterschaften im Alten Theater Magdeburg – das hat mich angefixt.“ Immer mehr setzt er sich mit dieser Thematik auseinander, studiert entsprechende Lektüre und erkundigt sich bei Trainingspartnern: „Mehrere Leute hatten mir seinerzeit bescheinigt, ich hätte das Zeug dazu.“ Unter anderem Daniel Schmidt. Der Genthiner ist Deutscher Meister und Vizeweltmeister in derselben Sportart. Im Frühjahr 2018 startet er in sein erstes Bodybuilding-Abenteuer. Bei der Suche nach einem Trainer landet er in Zerbst. Andy Heinemann übernimmt das Coaching. Trainer und Athlet besprechen Trainings- und Ernährungspläne. Die Übungseinheiten absolviert Möhring im Genthiner Studio. Das Konzept geht auf – der erste große Wettkampf endet mit der Ostdeutschen Vizemeisterschaft. Beim zweiten, den deutschen Meisterschaften in Wetzlar, belegt er einen guten Mittelfeldplatz. Dachverband dieser Events ist das National Athletic Committee (NAC), ein Verband für Bodybuilding und Fitness in Deutschland. Der Verband richtet Wettkämpfe in verschiedenen Klassen aus und ist an den Verband NAC International angeschlossen.

Ob er 2020 ein drittes Mal an den Start gehen wird, will er erst im Frühjahr entscheiden: „Nur, wenn alle Faktoren stimmen, also Körpergefühl, Zeit und Familie.“ Bis dahin wird er regelmäßig trainieren und darauf achten, was auf seinem Teller liegt: „Ich fühle mich gut, wenn ich mich vernünftig ernähre.“ Dazu gehört ein anständiges Rindersteak mit gutem Gemüse.

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