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Koreanische Kampfkunst: Der Weg vom Bewegungs-Legastheniker zum Taekwondo-Meister

Aus Genthin berichtet Falk Heidel

 

Taekwondo - eine koreanische Kampfkunst, die sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zum Wettkampfsport entwickelt hat. Um Schnelligkeit, Konzentration, Dynamik und Respekt geht es auch in einer Genthiner Schule, die Frank Müller vor 15 Jahren gegründet hat. Er sagt: „Wir lernen Taekwondo, um unseren Körper und unseren Geist zu schulen.“ Er arbeitet im traditionellen Taekwondo-Stil. Hier wird der kontaktlose Kampf praktiziert, Schläge und Tritte werden kurz vor dem Gegner abgestoppt. Außer ihm sind von damals nur noch zwei Sportler dabei: Seine Ehefrau Katja und Monique Doßmann aus Parchen.

 Mit einem umfangreichen Tag der offenen Tür feierte die Genthiner Kampfkunst-Familie kürzlich das 15-jährige Bestehen des Black Belt Centers mit seinen aktuell 70 Schülern im Alter von 5 bis 68 Jahren. Mit dem Hamburger Großmeister Michael Unruh, Genthins Bürgermeister Matthias Günther sowie Gästen aus ganz Deutschland stellten Müller und seine Mitstreiter diese Randsportart in allen Facetten vor, unter anderem mit Workshops zu Taekwondo und entsprechender Heilkunst, mit Selbstverteidigungs- und Gürtelfarbenlehrgängen. Müller: „Mit dem Training auf unserem Dojang entwickeln sich körperliche Beweglichkeit und entsprechendes Bewusstsein. Taekwondo ist für Menschen jeden Alters und Geschlechts geeignet.

Das traditionelle Taekwondo ist ein Sport, bei dem sich Kontrahenten nicht berühren. Stehen sich zwei Athleten gegenüber, sind sie nicht Gegner, sondern Partner. Einsteiger beginnen mit dem weißen Gürtel. Für jeden weiteren Gürtel müssen die Absolventen Prüfungen ablegen und verschiedene Formen laufen – das ist eine kleine Kür aus vielen Bewegungsabläufen. Beispielsweise besteht die 13. Form aus 68 Bewegungen. Taekwondo entwickelte sich nach der japanischen Herrschaft in Korea bis 1945 aus dem japanischen Karate.

Das Genthiner Black Belt Center gehört zu einem lockeren Verbund aus 20 Taekwondo-Schulen aus ganz Deutschland. An der Spitze steht der Hamburger Großmeister Michael Unruh. Müller sagt über ihn: Wenn unsere Schulen ein Zug sind, dann sind wir Meister die Lokomotiven und der Großmeister stellt die Weichen." Unruh war ebenso in Genthin zu Gast wie die Vertreter weiterer Schulen, unter anderem Thomas Bülow (Steinbeck), Luisa Wilhelmsen (Schleswig), Tim und Franzi Kühne (Dresden), Max Schlechtinger (Siegen), Herbert Hademich (Preetz) oder Nina Wichmann (Fehrmarn). Einen Workshop mit dem Titel von der Kampfkunst zur Heilkunst zelebrierte Jan Denker. Er betreibt einen Gesundheitshof in Reußenköge bei Husum. Seine Philosophie lautet: „So wie du bist, bist du richtig - sonst wärst du ja anders!“

Genthins Schulleiter Frank Müller ist Träger des 3. Dan. In den vergangenen 15 Jahren hat er zehn Schüler zu Schwarzgürteln gemacht. Nämlich: 
Jannick Knechtel

Nadja Stach

Dirk Volkmer

Martin Montag

Wladimir Bengel (alle 2. Dan)

Pascal Rülke

Claudia Laubvogel

Katja Müller

Sven Rülke

Danny Lucke (alle 1. Dan)

 

 

 

Wie war das damals, Herr Müller?

Alpha-Report: Herr Müller, wann haben Sie Ihr erstes Taekwondo-Training absolviert?

Frank Müller: Das war 1997. Ich war 35 Jahre alt, beruflich ziemlich eingebunden und hatte für Sport keine Zeit. Im Haus meines Büros eröffnete eine Taekwondo-Schule. Ich war fasziniert, aber mir war auch klar, dass dieser Sport mit meinen Asthma-Problemen nicht vereinbar war. Zumindest dachte ich das damals.

 

Alpha-Report: Wie kam es dann trotzdem zur ersten Trainingsstunde?

Frank Müller: Nie im Leben hätte ich mich getraut, in der Gruppe zu trainieren. Ich war ein Bewegungs-Legastheniker. Ein bisschen Joggen und ein wenig Kraftsport hatte ich in meiner Jugend absolviert. Aber das war lange her. Der Schulleiter hatte beobachtet, dass ich häufiger zugeschaut hatte. Er bat mich zum unverbindlichen Einzeltraining. Dieses Erlebnis hat bei mir den Knoten gelöst.

 

Alpha-Report: Und dann ging es zackig bis zum schwarzen Gürtel?

Frank Müller: Keineswegs. Zunächst habe ich positive Veränderungen an mir festgestellt. Mein Asthma-Problem war irgendwann komplett verschwunden. Ich arbeitete mich bis zum blau-roten Gürtel vor, bis die Schule im Jahr 2000 geschlossen wurde. 

 

Alpha-Report: Sie haben sich eine neue Schule gesucht.

Frank Müller: Und in Brandenburg gefunden. Ich habe dort noch anderthalb Jahre trainiert, war aber nicht glücklich - weil dort eine andere Art unseres Sport zelebriert wurde. Damit schien das Thema für mich erledigt.

Alpha-Report: War es aber nicht.

Frank Müller: Einige Zufälle und Anfragen führten mich 2003 zu Großmeister Heiko Peter nach Leipzig. Neun Jahre lang habe ich bei ihm trainiert. Mein Umfeld wusste immer Bescheid: Wenn Mittwochs um 15 Uhr in Genthin die Sirene dröhnt, fährt Frank Müller zum Training nach Leipzig.

 

Alpha-Report: Seit wann sind Sie Träger des Schwarzen Gürtels?

Frank Müller: Der Großmeister hat die Gürtelprüfung 2004 an der Bühne des Genthiner Kartoffelfestes abgenommen.

 

Alpha-Report: Jetzt führen Sie seit 15 Jahren die Schule in Genthin. Welche Rolle spielt Ihre Frau dabei?

Frank Müller: Wenn Katja 2004 nicht gesagt hätte: "Okay, wir meistern das zusammen", wäre ich diesen Weg nicht gegangen. Übrigens hat sie mit der Eröffnung unserer Schule ihre erste Trainingsstunde absolviert. Erst einmal nur, um sich zu bewegen - ganz ohne Prüfungsstress. Mittlerweile trägt sie ebenfalls den Schwarzen Gürtel.

 

 

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