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Was Dressurreiterin Yessica Schröder über Glitzer und Glückskekse denkt

Dressurreiterin Yessica Schröder vom RV Ihleburg auf Florenciano. Foto: Ailern Hoffmann
Dressurreiterin Yessica Schröder vom RV Ihleburg auf Florenciano. Foto: Ailern Hoffmann

Von Falk Heidel

 

Ihr sportlicher Mittelpunkt ist der RV Ihleburg im Jerichower Land: Yessica Schröder gehört zu den erfolgreichsten Dressur-Reitern Sachsen-Anhalts. Mit 3136 Punkten belegt die 23-jährige Sportlerin Platz neun der aktuellen Landesrangliste. Verdient hat sie sich ihre Punkte unter anderem mit einem zweiten Platz im Sattel von Florenciano bei den Hallenlandesmeisterschaften 2018 in Salzwedel. Für sie kam dieser Erfolg völlig überraschend. „Damit hatten wir nicht gerechnet. Zumal wegen einer Verletzung erst sehr spät feststand, dass wir dort hinfahren werden.“ Es hätte sogar die goldene Schleife werden können. Zwei von drei Meisterschafts-Prüfungen hatte Yessica Schröder gewonnen. Den Titel vermasselt hat ihr ein siebter Platz  beim dritten Wettkampf: „Wir sind mit dem Start am späten Abend gar nicht zurechtgekommen.“ Schwamm drüber: Am 29. März will sie in Salzwedel ihren Vizetitel verteidigen: „Der Termin steht im Kalender. Mit welchem Pferd ich welche Prüfungen reiten werde, steht aber noch nicht fest.“

Silber in Salzwedel: Bei den Hallenlandesmeisterschaften 2018 belegt Yessica Schröder auf Florenciano Platz zwei. Foto: Ailern Hoffmann
Silber in Salzwedel: Bei den Hallenlandesmeisterschaften 2018 belegt Yessica Schröder auf Florenciano Platz zwei. Foto: Ailern Hoffmann

Das Einsammeln von bunten Schleifen gehört allerdings nicht zu ihren Prämissen: „Es geht mir vielmehr um die Nachhaltigkeit unseres Hobbys. Wenn Reiter und Pferd gesund sind und sich wohl fühlen, haben sie vieles richtig gemacht.“ Dennoch zeugen jede Menge Auszeichnungen von unzähligen Erfolgen ihrer noch jungen Karriere - daran beteiligt sind Florenciano und Richie. 

Ihren 14-jährigen Florenciano (aus einer Sandro-Hit-Mutter, Vater ist Florencio I) nennt sie liebevoll „Fussel“. Der Wallach ist in Lingen geboren und aufgewachsen: „Er kam fünfjährig zu mir.“

Das war vor fast zehn Jahren im brandenburgischen Buckau. Auf dem Gestüt Buckautal von Birgit und Thomas Rathke begann noch viel früher die Reitsport-Laufbahn von Yessica Schröder als Ferienkind auf dem Reiterhof. In ihrer Familie hatte die Reiterei zuvor keine Rolle gespielt. „Ich war neun Jahre alt, als ich zum ersten Mal auf einem Pferd saß.“ Ganz klassisch beginnt ihr Training an der Longe und entwickelt sich über das Abteilung reiten auf dem Pony: „Das muss grausam ausgesehen haben, oft genug bin ich runtergefallen. Thomas Rathke hatte damals sehr viel Geduld mit mir.“

Mit den ersten Erfolgserlebnissen wächst ihre Liebe zu diesem Sport und vor allem zum Umgang mit den Tieren. Täglich pendelt sie zwischen ihrem Wohnort Brandenburg/Havel und Buckau: „Nicht nur bei den Turnieren haben mich meine Eltern immer unterstützt. Ohne ihr Engagement wäre ich nie so weit gekommen. Dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar.“

 

 

Neue Heimat ist ein Pferdehof in Wolterslage

 

 

Später bildet sie gemeinsam mit Thomas Rathke ihre Pferde bis zur Schweren Klasse aus. Über Florenciano sagt sie: „Fussel ist sehr sensibel, aufmerksam und talentiert.“

Ihr zweites Pferd Richie ist ebenfalls 14 Jahre jung (aus einer Wolkentanz ll Mutter, Vater ist Rosario). Er stammt aus Bayern, ist nach Herford gegangen und von dort aus neunjährig nach Buckau gekommen. Über ihn sagt Yessica: „Richie ist ein zuverlässiger und motivierter Partner, gibt dem Reiter ein sicheres Gefühl. Aber er hat auch nichts gegen eine Bummelrunde im Gelände.“

Mittlerweile hat das Hobby auch die berufliche Hauptrolle übernommen. Yessica Schröder arbeitet als ausgebildete Pferdewirtin. Mit ihrer Mutter betreibt sie einen kleinen Hof mit einem knappen Dutzend Pferden im altmärkischen Wolterslage bei Osterburg. Unter anderem arbeitet sie als Bereiterin - entweder auf der heimischen Anlage oder bei den Berittpferden daheim.

Sportlich hat sie 2015 einen Schnitt gemacht: „In meiner ersten S-Saison bin ich nach Ihleburg ins Jerichower Land gewechselt.“ Einer der Gründe war, dass sie an der Landesgrenze ohnehin meist die Turniere in Sachsen-Anhalt geritten ist. „Obwohl ich dort die einzige Wettkampf-Dressurreiterin bin, fühle ich mich sehr wohl in diesem Verein.“ Im vergangenen Jahr hat sie bei Turnieren außerhalb Sachsen-Anhalts Erfahrungen gesammelt: „Das hat sehr viel Spaß gemacht, die Turniere sind bei uns immer ein Familienevent.“ Über den Tellerrand geschaut hat sie unter anderem in Isernhagen bei Hannover oder beim 70. Oldenburger Landesturnier in Rastede. Was bleibt hängen? „Ich habe dort sehr viel gelernt.“

Lernen ist auch das Stichwort für die neue Saison 2019. Yessica Schröder will sich mit ihren Tieren im S-Bereich weiterentwickeln: „Zudem möchte ich zwei junge Pferde an den Turniersport heranführen.“ Bleibt die Frage: Wie viele Ranglistenpunkte dabei zusammenkommen werden?

 

 

Das sagt Yessica Schröder über...

...Florenciano: Fussel ist mein wundervoller Freund.

 

...Aberglaube: Es gibt ein kleines Ritual. Noch bevor ich auf dem Pferd sitze, essen wir alle einen Glückskeks. Ob das hilft?

 

...Lampenfieber: Früher war ich sehr aufgeregt. Vor allem, wenn die ersten Prüfungen von M auf S anstanden. Mittlerweile bin ich sehr entspannt - vielleicht schon zu entspannt.

 

...Ziele: Als ich jünger war, träumte ich davon, eine S-Dressur zu reiten. Als es soweit war, mit einem Frack einzureiten, war das schon ein besonderer Moment für meine Eltern und auch mich. 

 

...Aberglaube: Es gibt ein kleines Ritual. Bevor ich auf dem Pferd sitze, essen wir alle einen Glückskeks. Ob das hilft? 

 

...Anreize: Die Belohnung für meine Pferde ist eine Pause, gemütliche Ausritte und Schmuseeinheiten, welche sie sehr genießen. Aber eigentlich bekommen sie das alles immer.

 

...persönliche Turniervorbereitung: Das geht alles mittlerweile sehr schnell. Ich stehe nicht zwei Stunden im Bad und schminke mich. Jedoch finde ich es sehr, sehr wichtig, gepflegt und auch ein wenig hübsch gemacht zum Turnier zu fahren.

 

...tierische Turniervorbereitung: Ich pflege meine Pferde zuhause und auch auf dem Turnier immer selber. Das beansprucht schon wesentlich mehr Zeit. Ein top eingeflochtenes Pferd, gewaschener Schweif und glänzende Hufe sind für mich ein Muss. Gleiches gilt für polierte Stiefel und sauberes Sattelzeug.  Egal in welcher Disziplin, der Eindruck zählt. Es muss nicht alles voller Glitzer sein, aber ein wenig sieht doch nicht gleich schlecht aus?

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