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Wie drei Jagdhornbläser ein Brauchtum bewahren

Hans-Jürgen Buchholz, Stefan Löber und Reinhard Röber musizieren auf Jagdhörnern beim Heufest in Mützel. Foto: Alpha-Report
Hans-Jürgen Buchholz, Stefan Löber und Reinhard Röber musizieren auf Jagdhörnern beim Heufest in Mützel. Foto: Alpha-Report

Wie verständigen sich die Waidmänner im Wald bei der Jagd über große Entfernungen? Über die Signale der Jagdhornbläser.  Mehr als 40 solcher Signale gibt es laut Deutschem Jagdverband. Die Spanne reicht von "Hegeruf" über "Hahn in Ruh" und "Fuchts tot" bis hin zu "Sammeln der Jäger". 

Es werden immer weniger Menschen, die die Kunst des Jagdhornblasens beherrschen. Doch dieser ganz besondere Brauchtum ist lebendig, einen Beweis lieferten kürzlich die Europameisterschaften der Jagdhornbläser mit 430 Teilnehmern aus acht Nationen im brandenburgischen Schönwald.

Zu den Menschen, die dieses Brauchtum in unserer Region bewahren, gehört Hans-Jürgen Buchholz (54) aus Fienerode mit seinem Fürst-Pless-Horn. Er hatte 1986 seine Jagdprüfung bestanden: "Und damals hieß es für uns Jagdhund oder Jagdhorn." Buchholz wollte keinen Hund, also freundete er sich mit dem Instrument an. Mittlerweile beherrscht er 20 Jagdsignale. 

Gemeinsam mit Reinhard Röber und Stefan Löber tourt Buchholz durch die Lande: Dorffeste, Jubiläen, Fuchsjagden - das Trio pflegt den jagdmusikalischen Brauch, der bis ins frühe Mittelalter zurückgeht. 

Hans-Jürgen Buchholz (links) und Stefan Löber blasen ihre Jagdhörner auf einem Feld bei Mützel. Foto: Alpha-Report
Hans-Jürgen Buchholz (links) und Stefan Löber blasen ihre Jagdhörner auf einem Feld bei Mützel. Foto: Alpha-Report

Der Jagdhornbläsergruß lautet "Horn auf - blast an". Alle vier Wochen treffen wir uns zum Musizieren in der Fieneröder Jagdhütte", erzählt Hans-Jürgen Buchholz. Und er gesteht: "Ich kann keine Noten lesen, ich habe die Signale nach Gehör gelernt." Gemeinsam mit Röber und Löber kommt er auf zehn bis zwölf Auftritte pro Saison. Da bleibt für den Landwirt natürlich noch Zeit für die Jagd in seinem Pachtwald. Röber und Buchholz spielen das relativ kleine Fürst-Pless-Horn. Dieses Posthorn ist mit Kunstleder umwickelt, sodass die Hände bei kalten Temperaturen weniger strapaziert werden und die Musikant bei wärmeren Temperaturen das Jagdhorn besser greifen kann. Übrigens: Benannt wurde das Instrument um 1880 nach Hans Heinrich XI., dem Fürst von Pless. Er war Oberstjägermeister unter den Kaisern Wilhelm I. und Wilhelm II.

Stefan Löber aus Altenplathow ist der Jüngste im Bunde, er spielt ein sehr viel größeres Parforcehorn. Das Blechblasinstrument wird auch in Orchestern oder Fanfarenzügen verwendet. Das große Dilemma der Jagdhornbläser ist der Nachwuchsmangel. Im vergangenen Jahr war unser Trio noch zu viert unterwegs - Richard Friedrich ist in diesem Jahr verstorben. Hans-Jürgen Buchholz sagt: "Vor zehn Jahren waren wir noch ein Dutzend Leute."

 

 

Video Jagdsignal "Sau tot"

Jagdsignale

Auch im Zeitalter der Handy´s wird die Jagd  noch mit Signalen geleitet und begleitet. Jeder Jäger kennt sie. Außerdem sind die Signale weit zu hören, so dass während der eigentlichen Durchführung der Treib- oder Drückjagdjagd die Jäger wissen, was los ist, was zu tun ist. 

Es beginnt mit dem Signal "Begrüßung", anschließend begrüßt der Jagdherr, oder der Jagdleiter die eingeladenen Jagdgäste, weist auf die Sicherheitsvorschriften hin und gibt bekannt, was nur geschossen werden darf. Nach der Einteilung der Treiber, Hundeführer und Jäger kommt das Signal "Aufbruch zur Jagd". Wenn später alle Teilnehmer dieser Jagd ihre Plätze erreicht haben, ertönt das Signal "Anblasen des Treibens". Während der Durchführung eines Treibens kann auch das Signal "Aufmunterung im Treiben" ertönen. Ist das Treiben beendet, wird das Signal "Hahn in Ruh" geblasen. Dadurch weiß jeder Jäger, dass er nicht mehr schießen darf. Wird eine Mittagspause durchgeführt, bei der es auch etwa zu Essen gibt, ertönen noch die Signale  "Sammeln" und "Zum Essen"  Ist später dann die Jagd beendet, wird das Signal "Hahn in Ruh"und "Sammeln" geblasen. 

Danach wird die Jagdstrecke, also die geschossenen Tiere meistens auf Fichten oder Tannezweigen gelegt. Wenn alle versammelt sind, wird die Strecke verblasen. Das heißt:, es wird den geschossenen Tieren die letzte Ehre erwiesen und das Todsignal geblasen. Z.B. "Wildschweintot"oder "Fuchstot", oder auch "Flugwildtot", also Ente oder Taube usw. Danach erfolgt noch eine Ansprache des Jagdherrn und zum Schluss erfolgen die Signals "Jagd vorbei und Halali" . Bei dem letzten Signal wird (kann) auch die Kopfbedeckung, also der Hut oder die Mütze abgenommen (Nicht die Bläser). Bei modernen Handys kann man diese Signale auch als Klingeltöne nutzen. Das Signal Sammeln eignet sich gut dazu, weil der zugehörige Text folgendermaßen lautet: "Jägersleut versammelt euch, ich hab euch was zu sagen."
Jagd vorbei und das Halali sollten dazu jedoch nicht genutzt werden.

Quelle: Landesjagdverband NRW
(KJS Lippe)

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