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Zwischen Sizilien und Genthin liegen 2000 Kilometer - und Claudios halbes Leben

Kurz vor der Eröffnung des Trattoria Salina in Genthin (von links): Odalis Amelia Mundrj, Ivana Adamcova, Claudio Bartolo und Nicole Krause. Foto: Alpha-Report
Kurz vor der Eröffnung des Trattoria Salina in Genthin (von links): Odalis Amelia Mundrj, Ivana Adamcova, Claudio Bartolo und Nicole Krause. Foto: Alpha-Report

An der weißen Wand hängen Szenen aus italienischen Filmklassikern: Sophia Loren, Gina Lollobrigida, Marcello Mastroianni. Davor sitzt Claudio Bartolo und macht, was Italiener gerne tun: reden! Er sagt: “Ich bin ein Klassiker wie Mastroianni“ und seine Ivana nickt zustimmend. 

Geprägt hat ihn die Insel Salina vor der Nordküste Siziliens. Hier ist er aufgewachsen. Zwischen der Inselgruppe mit dem aktiven Vulkan Stromboli und Genthin liegen mehr als 2000 Kilometer, für Bartolo ein halbes Leben. Wenn er von seiner Kindheit erzählt, schwärmt er mit Händen und Füßen von Kiesstränden und Bergen, von atemberaubenden Meerblicken einer wilden Schönheit zwischen Fischerboten und den Zwillingsvulkanen.

Claudio Bartolo mit seiner großen Liebe vor der weißen Wand mit den Kino-Legenden. Foto: Alpha-Report
Claudio Bartolo mit seiner großen Liebe vor der weißen Wand mit den Kino-Legenden. Foto: Alpha-Report

Auf seinem Stuhl vor der weißen Wand erzählt er von seiner Kindheit und wie er als Teenager seine Heimat in Richtung Mailand verließ. Hier begann seine Gastro-Karriere mit der Ausbildung zum Koch. Später zieht es ihn weiter in Richtung Norden. Genauer nach Berlin. Hier lebt er sich ein, sein Beruf hilft ihn bei der Integration. Doch der emotionale Italiener fühlt sich nicht wohl im kühlen Deutschland: „Ich fand die Sprache sehr kompliziert.“ Claudio Bartolo geht wieder nach Italien. Zurück bleibt der Traum vom eigenen Lokal in Berlin. Die Stadt besteht Anfang der 80er Jahre noch aus zwei Teilen. „Ich habe Berlin noch mit der Mauer kennengelernt. Von Westberlin aus haben wir nach Feierabend den Alexanderplatz im Osten erkundet. Der Checkpoint Charlie war unser Grenzübergang.“

Später packt er wieder seine Koffer und steigt in den Zug nach Berlin. Das Palazzo Veneto eröffnet Bartolo 1989. „Ich bin ein Koch mit Haut und Haaren“, erzählt er auf seinem Stuhl vor der weißen Wand mit den Schauspieler-Fotos. Er schwärmt von Schwertfisch-Gerichten und individuellen Pastakreationen. „Ich koche schnell, aber mit Liebe. Bei mir gibt es kein aufgewärmtes Essen.“

Wie ein Liebesfilm klingt die Geschichte, wie Claudio seine Ivana kennenlernte. Das war 1987 bei einem Urlaub an der Adria. „Wir hatten Ballons mit Wasser gefüllt“, erzählt Claudio. Ein Ballon hat Ivana getroffen: „Ich war klatschnass und ziemlich wütend.“ Ivana schimpft mit Claudio, später reden sie bei einem Glas Wein: „Und jetzt sind wir seit 30 Jahren zusammen“, sagt Claudio und küsst seine große Liebe auf die Stirn. Der Mann aus Sizilien und die Frau aus der tschechischen Region Mähren gründen in Berlin eine Familie.

Jetzt ist Claudio 63 und es zieht ihn aufs Land. Per Online-Anzeige findet er ein kleines, leerstehendes Lokal in Genthin. „Warum nicht“, sagen sich Claudio und Ivana und machen sich auf die Reise in die Kleinstadt am Kanal. Ivana sagt: „Er hat sich sofort in das Lokal verliebt.“ Also machen sie sich an die Arbeit. Sie gestalten eine Speisekarte und die weiße Wand mit den Filmschauspielern. Bis vor vier Wochen empfing das Café Nicole hier seine Gäste an der Dürerstraße. Jetzt will Bartolo sein Publikum mit ausgewählten Pizza-, Pasta-, Fleisch und mediteranen Gerichten an sich binden. Er sagt: „In der Mentalität bin ich Italiener, aber ich lebe die deutschen Tugenden wie Anstand, Ordnung, Fleiß und Respekt.“ 

Zum italienisch-tschechischen Temperament kommt Odalis Amelia Mundrj. Die junge Frau aus Havanna macht das „Salina Trattoria“ zum munteren multi-kulti Lokal. Sie sieht aus wie Mitte 20 - behauptet jedoch, ihren 50. Geburtstag bereits gefeiert zu haben. Ihr Geheimnis: „Rote Beete, Karotten, Apfel und intensive Hautpflege.“  

Die großen Kino-Legenden Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Marcello Mastroianni würden sie sicher darum beneiden.

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