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Landkreis: Müllentsorgung kostet neun Millionen Euro

Die Müllentsorgung für rund 90.000 Einwohner des Jerichower Landes kostet jährlich knapp neun Millionen Euro. Foto: Alpha-Report
Die Müllentsorgung für rund 90.000 Einwohner des Jerichower Landes kostet jährlich knapp neun Millionen Euro. Foto: Alpha-Report

Neun Millionen Euro - so viel kostet es pro Jahr, den Müll im Jerichower Land zu entsorgen. Wie viel jeder Haushalt im Landkreis bezahlen muss, steht auf den Gebührenbescheiden, die der Landkreis laut Landrats-Beigeordneten Thomas Barz (CDU) in den kommenden Wochen verschicken wird. Barz: „Es handelt sich im 28.000 Bescheide.“ 

Das umstrittene Identsystem hat der Landkreis im März 2017 eingeführt. Im Unterschied zu früher, als jeder alles bezahlte, sind die Gebühren jetzt an individuelle Müllmengen gekoppelt. Die Haushalte bekommen jedes Jahr zwei Abrechnungen: Grundgebühren und Verbrauchskosten.

Doch die Umstellung auf das neue Verfahren ist schwieriger als erwartet und dauert noch immer an. Thomas Barz: „Wir hatten 925 Widersprüche gegen bisherige Bescheide.“ Sein Ziel: „Bis November sollen die allermeisten Widersprüche abgearbeitet sein.“ Seine Behörde registrierte bisher 1700 Fälle, in denen Unklarheiten zu den Behältern geklärt werden mussten und müssen. Im Kreistag am Mittwoch in Burg sagte Barz: „Unter anderem sind Tonnen aufgetaucht, die im bisherigen System nicht registriert waren.“ In anderen Fällen hätten sich Hausnummern verändert oder wohnen weniger Leute im Haushalt als offiziell gemeldet. „Es ist ein aufwändiges Verfahren, diese Unstimmigkeiten zu klären.“ 

Bei Unregelmäßigkeiten bekommen die Tonnen solche Aufkleber. Foto: Alpha-Report
Bei Unregelmäßigkeiten bekommen die Tonnen solche Aufkleber. Foto: Alpha-Report

Neu ist in diesen Tagen und Wochen, dass Mülltonnen mit einem Aufkleber versehen werden, wenn es Unregelmäßigkeiten gibt. Barz empfiehlt den Betroffenen, mit dem Landkreis Kontakt aufzunehmen: „Telefonnummer und Mailadresse sind auf den Aufklebern vermerkt.“ Wer dies versäumt, müsse unter Umständen damit rechnen, dass die Tonne nicht mehr geleert wird. Denn: „Die Müllfahrzeuge sind mit einem System ausgerüstet, das erkennt, ob die Mülltonne mit einem korrekten Chip ausgestattet ist.

 

Wie in den vergangenen Monaten gab es auch diesmal Kritik im Kreistag an der neuen Müllentsorgung: „Beim Landkreis wird das neue System schöngeredet, doch die Bürger sind unzufrieden damit“, sagte Horst Leiste (SPD): „Es gibt bisher noch keine Antworten auf die Fragen, welche Kosten haben die System-Einführung, die Beraterbüros, die neuen Tonnen und der enorme Verwaltungsaufwand verursacht.“ Leistes Fazit: „Wir sind als Landkreis falsch beraten worden.“

 

Lutz Nitz (Grüne) meinte: „Im heißen Sommer gab es häufig Probleme wegen der Maden in den Tonnen. In Niedersachsen und Brandenburg gibt es Beispiele für eine professionelle Reinigung der Tonnen. Wir sollten die Möglichkeiten prüfen, ob dies auch im Jerichower Land möglich ist.“

 

Wolfgang März (CDU): „Im Gegensatz zu den Aussagen des Landkreises ist das neue System ungerecht.“ Kerstin Auerbach (Die Linke): „Vor allem in den Plattenbauten gibt es Ungerechtigkeiten. Da bezahlt eine alte Dame in einer 50-Quadratmeter-Wohnung die gleichen Gebühren wie eine kleine Familie.“ Dazu Thomas Barz: „Grundsätzlich hat der Landkreis keinen Einfluss darauf, die ein Vermieter die Nebenkosten abrechnet. Aber es gibt diesbezügliche Gespräche mit den Wohnungsgesellschaften.“ Aus seiner Sicht überwiegen die Vorteile des neuen Systems: „Es ist gerecht, senkt Müllaufkommen und Kosten, weil besser sortiert wird.“ Als Beispiel nannte er eine Statistik, wonach die Menschen im Jerichower Land 2016 pro Kopf 210 Kilogramm Restmüll entsorgt hatten - 2017 waren es nur noch 155 Kilogramm. Eine andere Statistik sagt, dass die Gesamtentsorgungskosten von 2015 bis 2018 von 9,96 auf 8,77 Millionen Euro gesunken sind.

 

 

Im Kreistag Jerichower Land kritisiert Horst Leiste (SPD) das neue Abfall-Identsystem. Foto: Alpha-Report
Im Kreistag Jerichower Land kritisiert Horst Leiste (SPD) das neue Abfall-Identsystem. Foto: Alpha-Report

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