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BOM: Ring frei für die olympischen Pflegespiele

Werben für gemeinsame Ausbildung bei Wiedemann und Thomas Illies (von links): Thomas Lalla, Agmal Mohammadi, Pamela Rockahr, David König und Thomas Illies. Foto: Alpha-Report
Werben für gemeinsame Ausbildung bei Wiedemann und Thomas Illies (von links): Thomas Lalla, Agmal Mohammadi, Pamela Rockahr, David König und Thomas Illies. Foto: Alpha-Report

BOM - zum 16. Mal veranstaltete die Burger Conrad-Tack-Berufsschule eine Berufs-Orientierungs-Messe. 53 Aussteller präsentierten an mehr als 100 Ständen einen bunten Mix an Zukunfts-Chancen zwischen Altenpflege und Zerspanungsmechaniker. 1300 Schüler aus dem gesamten Jerichower Land besorgten sich ganz individuell ihre Karriereinfos: Alpha-Reporter Falk Heidel war für euch MITTENDRIN und hat folgende Reportage mitgebracht.

Pamela Rockahr und Agmal Mohammadi absolvieren ihr erstes Lehrjahr bei Wiedemann in Burg. Mit Lagerleiter Thomas Lalla erklären sie den Schülern die Ausbildungsmöglichkeiten zum Großhandelskaufmann oder Lagerlogistiker: "Wir sind ein Unternehmen mit 1350 Mitarbeitern deutschlandweit in 85 Häusern", erzählt Lalla, "da ergeben sich unzählige Karrieremöglichkeiten." Am Standort in Burg gibt es zehn Azubis, zwei davon sind Migranten. Thomas Lalla: "Es dürfen gern noch zehn weitere hinzukommen." Die Wiedemann-Vertreter teilen sich ein Klassenzimmer mit der Installations-Firma von Thomas Illies aus Hohenseeden, der auch Standorte in Genthin und Ziesar unterhält. Illies hat derzeit einen Azubi aus dem dritten Lehrjahr im Hause: "Wir sind auf der Suche nach Lehrlingen." 

Illies, der auch unter dem Begriff "Wasserhahn.de" firmiert, und Wiedemann haben ein gemeinsames Lehrlingsprojekt ins Leben gerufen: Den praktischen Teil ihrer Ausbildung können die Schüler in beiden Unternehmen absolvieren. Lalla: "Das betrifft Kaufleute im Groß- und Einzelhandel mit zusätzlicher Fachausbildung im Heizung-Sanitär-Betrieb."

Polizistin Celine Besecke (rechts) erklärt einer Schülerin die Möglichkeiten der Ausbildung in Aschersleben. Foto: Alpha-Report
Polizistin Celine Besecke (rechts) erklärt einer Schülerin die Möglichkeiten der Ausbildung in Aschersleben. Foto: Alpha-Report

„Hey, wo willst du hin?“, fragt eine Klassenkameradin von Julia Bolze: „Zur Polizei“, ist ihre Antwort. Die 15-jährige Burgerin lässt sich von Celine Besecke und ihren Kollegen aus dem Revier über die Laufbahn-Möglichkeiten informieren: „An der Polizeischule in Aschersleben ist von einer Ausbildung nach der zehnten Klasse für den mittleren Dienst bis zum Studium alles möglich." Celine Besecke trägt bereits die Polizeiuniform, wird ihr Studium allerdings erst im September beenden: „Demnächst werde ich meine Bachelorarbeit beginnen.“ Anschließend will sie in der Region bleiben: „Sehr gern bei der Schutzpolizei in Magdeburg oder Burg.“ 

Im vergangenen Jahr hat das Land Sachsen-Anhalt 750 Leute eingestellt, weitere 500 werden in diesem Jahr hinzukommen“, erklärt Burgs Reviersprecher Falko Grabowski. Vielleicht wird Schülerin Julia eines Tages dazu gehören.  Sie meint: „Ich bin mir nicht ganz sicher.“

Jörg Rehbaum (links) und Falko Grabowski bei den olympischen Pflegespielen. Foto: Alpha-Report
Jörg Rehbaum (links) und Falko Grabowski bei den olympischen Pflegespielen. Foto: Alpha-Report

Zwei Türen weiter steigen die olympischen Pflegespiele. Konkret: Slalomfahrt im Rollstuhl bis zur Wende, dann Slalom auf Krücken retour. Gegen Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum hat der Alpha-Reporter keine Chance. Die Altenpflege-Schüler Justin Klaus, Luka Rados und Laura Nowak betreuen die sportliche Station. „Eine sehr interessante Variante, sich einem schwierigen Thema zu nähern“, meint Landrat Steffen Burchhardt. „Dieses Spiel haben wir in der Klasse gemeinsam entwickelt“, sagt Justin Klaus. Laura absolviert ihre Ausbildung bei Pro Civitate in Burg, während der Güsener Luka Rados daheim im Kastanienhaus arbeitet.   

Die Altenpflegeschüler bilden eine von 75 Klassen an den Berufsbildenden Schulen in Burg. Die 1380 Schüler werden von 80 Lehrern unterrichtet. „Unsere Messe läuft in der 16. Auflage mit neuem Konzept“, sagt Schulleiter Marco Domine. Zuständig dafür war Lehrerin Susanne Röver. Sie sorgte unter anderem dafür, dass sich Unternehmen aus derselben Branche in direkter Nachbarschaft präsentieren. Betroffen davon sind unter anderem Volksbank und Sparkasse. 

Wie füllt man einen Überweisung aus? Das klären (von links): Colin Grundt, Pia Schöndube, Julie Friedhoff, Ivonne Litschke und Valentina Gelhard. Foto: Alpha-Report
Wie füllt man einen Überweisung aus? Das klären (von links): Colin Grundt, Pia Schöndube, Julie Friedhoff, Ivonne Litschke und Valentina Gelhard. Foto: Alpha-Report

Fragen die Schüler dort direkt nach dem Gehalt? „Nein, viel mehr wollten sie wissen, wie der Alltag in einer Bank abläuft“, sagt Sparkassen-Azubi Nico Hobohm. Dagegen antwortet Valentina Gelhard von der Volksbank: „Einer wollte direkt wissen, was er verdient.“ Für Ivonne Litschke kein Problem: „Der Tarifvertrag ist ja kein Geheimnis.“

Nebenan zeigen sich mit Aldi, NP und Marktkauf gleich drei Ausbildungsbetriebe im selben Raum. Vier Aldi-Mitarbeiter werben mit frischen Äpfeln, Bananen, Müsliriegeln und Kugelschreiber für das „Aldi-Azubi-Camp“, das demnächst auch in unserer Region an den Start gehen soll. Der regionale Standort des Discounters ist Meitzendorf in der Börde. Bundesweit sucht das Unternehmen jedes Jahr mehr als 1000 Lehrlinge.

Im Burger Marktkauf zählt Marktleiter Mathias Kühne aktuell zwölf Azubis plus einem Stamm von 160 Mitarbeitern. Außer Verkäufern, Einzelhandelskaufleuten oder Fleischern können junge Menschen bei Marktkauf auch ein duales Studium absolvieren. Ein Beispiel dafür ist Vitus Kraft. Der 19-jährige Körbelitzer macht den theoretischen Teil in Rheinland Pfalz. Später wird er Marktleiter Kühne als Einzelhandelsfachwirt bei der Arbeit unterstützen.

Schulsprecherin Lucy Schwertner. Foto: Alpha-Report
Schulsprecherin Lucy Schwertner. Foto: Alpha-Report

Mit Block und Kugelschreiber waren Sabrina Müller und Norman Braune in journalistischer Mission unterwegs. Die Büromanagement-Azubis sammelten Material für die Schülerzeitung. Ihre Redaktion besteht aus zehn Leuten. Einen Namen für die Zeitung gibt es noch nicht. Fest steht, das Blatt soll zum Ende des Schuljahres erscheinen und Geld für einen guten Zweck einspielen. Die Reporter Müller und Braune hatten sich ein Interview mit Landrat Burchhardt vorgenommen. Spezielle Fragen hatten sie sich im Vorfeld nicht überlegt: „Wir lassen das auf uns zukommen“, sagt Müller. Erste Frage an den Landrat: „Was versprechen Sie sich von dieser Messe?“

Zuvor war Burchhardt zu Gast bei den Verwaltungs-Azubis. „Nach zwölf Jahren in Haldensleben gibt es jetzt wieder eine Klasse in Burg“, erklärt Landkreis-Ausbilderin Rona Rudolph.

Unterdessen referierte Schulsprecherin Lucy Schwertner über das Projekt Schule mit Courage – gegen Rassismus: „Wir fragen die Schüler, was für sie Rassismus ist.“ Da fallen Begriffe wie Vorurteil, Ausgrenzung, Desinteresse, Mobbing, Benachteiligung, Angst oder Diskriminierung. Landrat Burchhardt: „Anscheinend haben die jungen Menschen erkannt, dass Rassismus nicht nur mit Migration zusammenhängt.“ 

Kati Fischer und Beate Scheide kümmern sich um Jugendliche auf der Suche nach dem rechten Weg in Leben und Beruf. Foto: Alpha-Report
Kati Fischer und Beate Scheide kümmern sich um Jugendliche auf der Suche nach dem rechten Weg in Leben und Beruf. Foto: Alpha-Report

„Bis Ende des Jahres wollen wir Schule mit Courage sein“, erklärt Referendarin Kristina Gründel. Mit Vorurteilen und Ausgrenzung kennen sich Kati Fischer und Beate Scheide aus. Fischer ist seit vielen Jahren prägende Figur des Stabil-Projekts der Burger Rolandmühle. Der Begriff Stabil ist das Kürzel für Selbstfindung, Training, Anleitung, Betreuung, Initiative und Lernen. „Wir helfen jungen Leuten bis 25 Jahren, sich menschlich und beruflich zu orientieren“, erzählt Kati Fischer. Ausprobieren können sich die Jugendlichen unter anderem in Hauswirtschaft und Gastronomie, Holz- und Gartenbau oder mit einem Praktikum bei Burger Küchen. Zur Messe hatte Fischer etliche hölzerne Exponate mitgebracht, die „ihre“ Jugendlichen in der Stabil-Werkstatt angefertigt hatten. Ähnliche Ziele definiert Beate Scheide für die Kompetenzagentur: „Als regionales Projekt für junge Menschen übernehmen wir die Vermittlung zwischen den Angeboten unterschiedlicher Fördersysteme.“ 

 

 

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